Musik / Text: trad.
Arrangement: SakkoKolonia
Aufnahme und Mix: Dierk Hill, Leverkusen-Opladen
Gertrud „Mucki“ Koch (Gesang), Peter Schäfer (Mundharmonika), Helga Schäfer (Gesang)
SakkoKolonia: Bettina Wagner (Gesang & Perkussion), Theo Krumbach (Gesang & Akkordeon), Wolfgang Seyffert (Gesang & Mandoline)
Die hier eingespielte Version hat eine besondere Geschichte, stellt der Text doch eine Mischung aus zwei Fassungen dar. Die eine ist durch den leider verstorbenen Hein Bitz überliefert. Der 1914 geborene Kölner war ein führender Südstadt-Navajo der ersten Stunde und kam bereits 1935 erstmals mit der Gestapo in Kontakt. Im Februar 1936 wurde er wegen des „dringenden Verdachts“ einer illegalen Jugendgruppe anzugehören, verhaftet und in Schutzhaft genommen. Hauptgrund für die Festnahme war der Umstand, dass Hein Bitz und seine Freunde am 1. Januar 1936 in typischer Navajo-Kluft „im Gänsemarsch, im Gleichschritt und Marschlieder singend" vom Waidmarkt kommend durch das Severinsviertel marschiert und die Aufforderung einer HJ-Streife, die Gruppe unverzüglich aufzulösen, schlicht nicht nachgekommen waren.
Die zweite Fassung, die in den hier gesungenen Text einfloss, stammt von „Mucki“ Koch, die auch einen Gesangspart übernommen hat. 1924 geboren, wuchs sie in einem kommunistisch geprägten Elternhaus auf. Ihr Vater wurde nach 1933 mehrfach verhaftet und im Jahr 1942 im Konzentrationslager Börgermoor umgebracht. Mucki, so ihr Fahrtenname, blieb dem BDM fern und traf sich lieber mit Angehörigen der verbotenen Bündischen Jugend. Ihre Gruppe, die sich „Club Edelweiß“ nannte, verteilte in den Jahren 1939 bis 1942 Flugblätter und schrieb Parolen an Hauswände. 1941/42 wurde Mucki mehrfach von der Gestapo verhaftet, im EL-DE-Haus verhört und monatelang in Brauweiler inhaftiert. Nach der Entlassung flüchtete sie 1943 mit ihrer Mutter nach Sigmaringen. Nach 1945 engagierte sie sich in der kommunistischen Jugendbewegung und wurde deshalb wieder verhaftet.
Der jüngste hier beteiligte Edelweißpirat ist der 1930 geborene Peter Schäfer. In Sülz aufgewachsen, wurden er und seine Eltern nach der Totalzerstörung der Wohnung 1943 in eine Behelfsbaracke in Ossendorf eingewiesen. Hier kam der Dreizehnjährige mit Edelweißpiraten in Kontakt, unternahm mit ihnen Fahrten zum Felsensee bei Königswinter und wurde 1944 schließlich, weil er Kluft trug, am Bunker in der Schnurgasse verhaftet. Er wurde - wie Hein Bitz und Mucki Koch - zunächst im EL-DE-Haus verhört, dann im Klingelpütz inhaftiert und schließlich im „Bewährungslager“ in Ellern (Hunsrück) interniert.
Erfreulich waren dagegen jene Erfahrungen, die Mucki und Peter gemeinsam mit einer bunten Musikerschar bei der HUMBA-Edelweißpiratentour 2004 machen konnten. Bei dieser Gelegenheit sang Mucki den Kölschen-Krätzchen-Spezialisten SakkoKolonia „En der Blech“ vor, eines der wenigen mundartlichen Lieder, die aus dem Bereich der unangepassten Jungend in der NS-Zeit überliefert sind. Die „Sakkos“ waren derart angetan, dass sie das Stück umgehend in ihr Repertoire auf nahmen und Mucki sowie den versierten Freizeitmusikanten Peter Schäfer zur gemeinsamen Aufnahme ins Studio einluden.
„Wo sind die denn auf einmal hergekommen...?“, fragten sich viele, als SakkoKolonia im Jahr 2000 wie aus dem Nichts auftauchten. Hier die Aufklärung: Theo und Bettina hatten - nur so zum Spaß - immer mal wieder alte kölsche Lieder gesungen und dabei sowohl an dem eigenwilligen Humor der Texte, wie auch an den oft recht anspruchsvollen musikalischen Wendungen viel Vergnügen gehabt. Wie gut, dass Theo schließlich das Akkordeon als weiteres Tasteninstrument für sich entdeckte. So kam es auch in der Stammkneipe „Umleitung“ zu spontanen Krätzcher-Abenden, die bei den Gästen größte Begeisterung hervorriefen. Schließlich legte man sogar für eine Kneipen-‘Quetsch’ zusammen. An einem dieser Abende ging Wolfgang mit in die Umleitung. Er war spontan begeistert, besorgte sich umgehend eine Mandoline und übte unermüdlich. In kürzester Zeit war mit ‘Quetsch’, ‘Flitsch’ und ‘Lavumm’ ein dreistimmig singendes Krätzchertrio entstanden, eben SakkoKolonia.
Jo en der Blech, do süht et us,
wo mer Kohldamp schiebe muss.
Un mäht mer dann e lang Geseech
do kütt mer aan der grönen Desch.
Räächs un links de Flügeldüür, dat es et Lazarett,
do kütt dat ganze Geflögels hin, wat Lungeentzündung hät.
Dä ein, dä kritt de Repp gequetsch, dä ander kritt en Brell,
dä drette kritt nix ussgeschepp un dä veete hält nit stell.
Morgens gitt et Kaffe, dä es ziemelich dönn,
meddags gitt et Ääzezupp, die Woosch, die litt em Senn.
Linsezupp un Ääzezupp, dat es zweierlei...
Wann do't durch de Brell besühs, dann es et Biesterei!
Leeven Mutter Gottes, erhöre unser Fleh'n!
Göv et keine Klingelpütz, wie wör dat Levve schön.