Text und Musik: trad. - Edelweißpiraten / trad.
Arrangement: Carl "Mr. Carl" C. Schöttler, Paul "Powell" C. Schöttler, Eduardo Gnypek
Musik: Eduardo Gnypek
Scratches: Paul "Powell" C. Schöttler
Mastering: Reason & Role, Tonmeister, Oldenburg
Produziert von: Eduardo Gnypek, Paul "Powell" C. Schöttler, Niel Pearch
Carl "Mr.Carl" C. Schöttler (Gesang), Bantu (Shouts)
Die „Bickendorfer Version“ findet sich in einem Bericht des Kölner Oberstaatsanwalts vom 16. Januar 1944, der hinsichtlich der Bedeutung und Verbreitung von „bündischem Liedgut“ sehr aufschlussreiche Aussagen enthält. Die in Form von „Edelweiß- oder Totenkopf-Piraten“ verbreitete und als „fast seuchenähnlich“ klassifizierte „oppositionelle Cliquenbildung“ pflege ein Liedgut, das sich zusammensetze aus „Steppenliedern“, die „asiatisches Volks- und Heldentum verherrlichen“ würden, sowie aus „HJ-feindlichen Liedern“, die zumeist auf bündischem Material basierende Umdichtungen seien und in selbst gefertigten Liederbüchern verbreitet würden. Ergänzt werde das Repertoire außerdem durch aktuelle Filmschlager.
Auch der Oberstaatsanwalt hob den tiefen Einschnitt hervor, den die schweren Bombenangriffe auf Köln im Juni und Juli 1943 hervorgerufen hatte. Es sei unverkennbar, dass sich die seitdem „allerorts in vermehrten Umfange klubweise auftretenden ‚Edelweiß-Piraten’“ von früheren Gruppen deutlich unterschieden. „Es handelt sich heute vielfach um an öffentlichen Plätzen und Luftschutzbunkern zusammenströmende und herumlungernde Jugend, der in der zerstörten Stadt oder in der nach den Terrorangriffen beengten Notwohnung jedes Betätigungsfeld für ihre Freizeit genommen ist.“
Die Gestapo, so heißt es in dem Bericht weiter, habe „seit der Entstehung der Cliquenbildung“, d.h. wohl seit Mitte 1943, rund 1.200 Fälle „in eigener Zuständigkeit“ durch Haft und/oder Verwarnung erledigt. Allein „in letzter Zeit“ seien 250 Jugendliche festgenommen worden. Es wird einer dieser Jugendlichen gewesen sein, der auf der Wand einer der Haftzellen im Keller der Kölner Gestapozentrale seiner Opposition nochmals trotzigen Ausdruck verlieh und den Liedanfang von „In Junkers Kneipe“ in die Wand ritzte.
Da es bei unserer Anfrage wegen des Musikprojekts dem „Brothers Keepers“-Initiator Adé Odukoya von der Band Bantu gerade an Zeit mangelte, empfahl er uns einen jungen Kollegen aus der deutschsprachigen Reggae-Szene, dessen erstes Demo uns sofort begeisterte. Auch Mr. Carl war angenehm überrascht, wie gut man in dieser altmodischen Sprache „toasten“ konnte.
Er und seine „Mitstreiter“, so Mr. Carl nach getaner Arbeit, hätten sich für eine Neuinterpretation von „In Junkers Kneipe“ entschieden, weil das Stück in ihren Ohren einerseits „viel Vibes“ habe, andererseits aber auch, weil sie von dem darin zum Ausdruck kommenden „Mut, sich einer großen Macht zu widersetzen“ fasziniert gewesen seien.
Basierend auf ihrem Reggae- und Dancehall-inspirierten Musikstil versuchten die Akteure die von ihnen mit dem Lied assoziierte Stimmung einzufangen und in neue musikalische „Sprache“ zu transportieren. „Seltsam“ - aber durchaus auch herausfordernd - sei es dabei allerdings gewesen, den doch eher „altdeutschen“ Text zu singen.
In Junkers Kneipe,
bei Bier und Pfeife,
da saßen wir beisamm.
Ein kühler Tropfen,
vom besten Hopfen
uns durch die Kehle rann.
Refrain:
Ja, wenn die Burschen singen
und Klampfen klingen
und die Madel fallen ein.
Hei, was kann das Leben
schöneres geben?
Wir wollen glücklich sein!
Die alten Zeiten
vorüber gleiten
und draußen tobt die Nacht.
Und immer wieder
singen wir die Lieder
die uns so froh gemacht.
Es ist so spät schon,
der Wirt, der schläft schon,
das Bier wird langsam schal.
Doch eh' wir gehen
zum Schlaf uns legen,
da singen wir nochmal.
Version „Mülheim 1943“:
In Junkers Kneipe
bei Bier und Wein,
da saßen wir beisammen.
Ein guter Tropfen
vom besten Hopfen,
der Teufel hielt die Wacht.
Refrain:
Wo die Fahrtenmesser blitzen
und die Hitlerjungen flitzen
Und wir Edelweißpiraten schlagen drein,
Was kann das Leben
uns denn noch geben,
wir wollen bündisch sein.
Version „Bickendorf 1943/44“:
In Junkers Kneipe,
bei Bier und Pfeife,
da saßen wir beisamm.
Ein guter Tropfen
von Malz und Hopfen,
der Teufel führt uns an.
Refrain 1:
Hei, wo die Burschen singen
und die Klampfen klingen,
und die Mädchen fallen ein.
Was kann das Leben
Hitlers uns geben?
Wir wollen bündisch sein
Refrain 2:
Hei wo die Fahrtenmesser blitzen
und die Hitlerjungen flitzen,
und die Navajos greifen ein.
Was hat das Leben
Hitlers zu geben?
Wir wollen bündisch sein.
Refrain 3:
Wenn Revolverschüsse blitzen,
wenn Gitarren erklingen und Navajos singen,
und Mädel fallen ein.
Was hat das Leben
Hitlers zu geben?
Wir wollen frei von Hitler sein.