Onejiru: Turm rmx

Text (Onejiru-Fassung): W. Schindler
Musik (Onejiru-Fassung): M. Maier
Text und Musik (Ursprungsfassung): aus der bündischen Jugend (dj.1.11)
Sample: mit freundlicher Genehmigung der Jungenschaft Schwarze Adler
Published by Copyright Control & Radar MV
Mixed & Produced by ZAP
All Instruments by ZAP
Vocals: Onejiru


Texter und Komponist von „Turm um uns sich türmt“ sind unbekannt. Es gilt jedoch als sicher, dass das Lied im Umfeld der dj.1.11 entstanden ist, zumal es im November 1934 in deren Zeitschrift „Der Eisbrecher“ erstveröffentlicht wurde. Der „Turm“ fand danach eine schnelle und weite Verbreitung quer durch alle Bünde und unangepassten Jugendgruppen, was natürlich mit dem dezidiert politischen Charakter des Liedes zusammenhing, war doch sowohl Verfolgten wie Verfolgern völlig klar, dass der Turm, den es frei zu sprengen galt, das NS-Regime symbolisierte.

Seine stärkste Wirkung entfaltete das Lied nach zeitgenössischen Berichten und laut Auskunft von Zeitzeugen jeweils in dem Moment und der Situation, wo es gesungen wurde. So ist es ein exemplarischer Beleg dafür, dass es beim widerständigen Liedgut nicht immer oder in erster Linie auf den – mehr oder weniger klaren - Inhalt, sondern ganz besonders auf den von den Sängerinnen und Sängern „gefühlten“ Kontext ankam.

So berichtet ein Teilnehmer über ein 1937 durchgeführtes geheimes Treffen katholischer „Sturmschar“-Führer auf Burg Raesfeld: „Die eigene Atmosphäre der Burg empfängt uns: ein Gemisch aus fernem Rittertum, romantischer Jugendbewegung und prickelndem Reiz des Waghalsigen. Die halbe Nacht hocken wir im Turmzimmer beieinander, singen, erzählen, singen. Wilde Lieder klingen auf, von unendlicher Weite träumend, vom Rausch des Reitens und der Freiheit durchweht, von Gefangenschaft und frühem Tod klagend. Wir singen das Lied der gefangenen Kosaken: ‚Turm um uns sich türmt ..., Turm du wirst gesprengt

Das Lied wurde natürlich auch in Köln gesungen und war fester Bestandteil fast jeden illegal zusammengestellten Liederbuches.

 

Onejiru kommt aus Kenia, wo Musik in allen Lebenslagen den Alltag durchtönt. So wuchs sie mit Souscous, Highlife, Reggae, Soul und natürlich dem traditionellen Tanz auf. In Deutschland tourte sie zunächst als Chorsängerin und Tänzerin, arbeitete mit Helge Schneiders Firefuckers genauso wie mit House- oder Reggae-Produzenten. Jetzt verwirklicht sie ihre ganz eigenen Vorstellungen der Verschmelzung von House, Reggae und Soul.

Warum ausgerechnet der ehrwürdige »Turm« als einzige Vorlage gleich von zwei Teams interpretiert werden wollte? - Vielleicht weil sich seine Sound-Bausteine so gut zerlegen und in aktuelle Groove-Collagen umbauen lassen. Onejiru und ihr Producer Zap jedenfalls entschieden sich für das Lied, weil es ihnen „sowohl textlich als auch musikalisch am nächsten stand“. Wichtig sei ihnen dabei, so teilten sie uns mit, „die harten Zeiten, welche die Widerstandsgruppen im 3. Reich durchlebten, nicht zu vergessen“.

Sie „sampleten“ die ihnen inhaltlich wichtig erscheinenden Passagen aus einer sich nah an das Original haltenden „Turm“-Fassung einer Kölner Pfadfindergruppe, fügten ergänzende Texte hinzu, um das alles zu mischen und zu filtern, bis jenes Ergebnis erzielt war, das nun hier zu hören ist. Das Hauptproblem bestand darin, dass die „Turm“-Version der Pfadfinder weitaus schwieriger in „moderne Musik“ zu integrieren war. Onejiru und ihre Mitstreiter meisterten diese Aufgabe aber souverän und haben so mit ihrem Drum’n’Bass-Triphop-Soul-Dub auf Pfadfinderchor-Basis ein neues Kapitel deutscher Musikgeschichte aufgeschlagen.

Originalfassung

Turm um uns sich türmt,
Tod dem der dich schuf!
Helden hält dein Tor,
Heldenkampf gewohnt.
Wiehernde Pferde stampfen die Erde.
warten auf Reiter und warten auf Sieg!

Turm um uns sich türmt,
Turm mit Eisentor.
Besser wäre Glas,
helles klares Glas.
Wiehernde Pferde stampfen die Erde.
warten auf Reiter und warten auf Sieg!

Turm du wirst gesprengt,
für die Flucht gesprengt.
Flucht zum großen Wald,
der uns alle birgt.
Wiehernde Pferde stampfen die Erde.
warten auf Reiter und warten auf Sieg!



Onejiru-Fassung

Turm um uns sich türmt
Tod dem der dich schuf
Helden hält dein Tor
Heldenkampf gewohnt

Tell them
Sell them

Ich wird sie nicht vergessen
Die alten schlechten Zeiten

Tell me what you felt as she fell down
Tell me what you felt as she fell down
Down

Ich wird sie nicht vergessen
Die alten schlechten Zeiten (Down, down)

The signs
The choice
The signs
The choice

Hmm, the barriers so high

Ich wird sie nicht vergessen
Die alten schlechten Zeiten (x2)

Turm du wirst gesprengt, (Down)
für die Flucht gesprengt (Down)
Flucht zum großen Wald,
der uns alle birgt (Du wirst fallen)

Can you tell me
what you were doing
While the others were fighting
in the woods (x2)

Ich wird sie nicht vergessen
Die alten schlechten Zeiten

Turm um uns sich türmt
Du hast nur leider zugeguckt!
Helden hält dein Tor

Onejiru
Michael Jovy mit Balalaika auf Fahrt, um 1946
 
Jean Jülich - Es war in Schanghai La Papa Verde – Wir waren schon hier und dort Mr. Carl feat. Bantu - In Junkers Kneipe werle & stankowski – Wir saßen in Johnnys Spelunke Onejiru - Turm rmx Tanja i Towarischi - Schließ Aug und Ohr Tonshmide – Im Morgennebel Microphone Mafia feat. Shana – Tscherkessenlied Konterbande – Wenn die Sirenen in Hamburg erklingen Jean Harald „Sack“ Ziegler – Hohe Tannen Jean Bam Bam Babylon Bajasch – Do steht ene Schutzmann Sedlmeir – An Rhein und Ruhr marschieren wir Der Läufer – Der Turm Jona – Aus grauer Städte Mauern Menschensinfonieorchester – Wilde Gesellen „Mucki“ Koch, Peter und Helga Schäfer & SakkoKolonia - En der Blech Jülich & Schilling – Drei gute Kameraden (Hatte, Fate, Itz) Luana - Wenn die Sirenen in Hamburg ertönen (Zugabe)