Produziert, aufgenommen und gemischt von Andreas Hirschmann und Stefan Schneider-Reuter in der tonshmide
Iwanka Ivanova (Gesang), Peter Siegenthaler (Sprecher)
Das Lied setzte sich ursprünglich wohl mit der speziellen Situation der deutschen Pfadfinder in Danzig - dem heute polnischen Gdansk - auseinander. Die Bevölkerung von Danzig, bis dahin Hauptstadt der deutschen Provinz Westpreußen, und seiner unmittelbaren Umgebung war zu rund 90 Prozent deutscher Nationalität. 1919 wurde es durch den Versailler Vertrag vom Deutschen Reich abgetrennt und von den Alliierten im November 1920 mit der Bezeichnung „Freie Stadt Danzig“ zum selbstständigen Staat erhoben. Nach 1933 wurde das Lied zunehmend auch von jugendbewegten und bald als illegal geltenden Gruppen im gesamten Deutschen Reich gesungen, war ja nun Deutschland selbst zu einem Land geworden, wo unangepasste Jugendliche, obwohl als Staatsfeinde und Verräter verfolgt, sich der Heimat tief verbunden fühlten, wo sie zum Schweigen verurteilt waren und innere Not und Bedrohung erlebten.
Auf die Frage, wann, wo und von wem konkret dieses Lied während der NS-Zeit gesungen wurde, kann beim derzeitigen Kenntnisstand leider noch keine Antwort gegeben werden. Da es aber in einem der begehrten und daher weit verbreiteten Liederhefte aus dem Günther-Wolff-Verlag abgedruckt wurde, kann aber davon ausgegangen werden, dass es relativ bekannt war.
Mit Andreas Hirschmann und Stefan Schneider-Reuter bilden zwei versierte Pianisten und „Tastenforscher“ den Kern der Tonshmide, die seit Jahren insbesondere in der russischen, osteuropäischen Klangwelt unterwegs ist. Ihnen kam das Edelweißpiratenprojekt mit seinem in Teilen ausgeprägten „osteuropäischen Flair“ gerade recht, um tief in die deutsch-slawische Seele zu tauchen. Inspiriert wurden sie zusätzlich von den wunderbaren Stimmen von Sängerin Ivanka Ivanova (Schäl Sick Brass Band, Bulgarien) und Peter Siegenthaler (Schauspiel Düsseldorf).
Die Gruppe wählte "Im Morgennebel", da es sich „von der Komposition am besten für ein melancholisches, ‚russisches’ Arrangement eignete“. Der „poetische Charakter des Textes“ habe die Beteiligten „zu einem eher atmosphärischen musikalischen Ansatz“ inspiriert. So entstand ein orchestraler Elektrotrack, der mit Gesang und Stimme ergänzt wurde.
Die Musiker von heute zeigten sich bei der Auseinandersetzung mit dem über 70 Jahre alten Lied überrascht, dass die Jugendlichen schon in den 1920er und 1930er Jahren die Balalaika als Instrument benutzten. Gleichzeitig erkannten sie bei der durchaus schwierigen Frage, wie das Lied im historischen und aktuellen Kontext richtig einzuordnen sei, nach eigenem Bekunden die „Vielschichtigkeit der Auseinandersetzung mit dem Liedgut dieser Zeit“. Dem ist nichts hinzuzufügen.
Und diese Erde, die uns einst geboren,
sie hält uns fest mit unsichtbarem Band.
Ihr glaubtet oft, wir hätten sie verloren,
ihr glaubtet oft, uns lockte fremdes Land.
In unserem Herzen heilig steht ein Wille,
in unserem Blut pocht klopfend ein Gebot.
Ihr saht zu wenig, ihr saht nur die Hülle,
denn in uns lebt ein Lied von harter Not.