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Den Hinweis auf diese Bezeichnung für
imaginäre Wappen, die berühmten Personen
mit Lebensdaten in vorheraldischer Zeit nach-
träglich zugewidmet wurden, verdanken wir
Dr. Rolf Sutter. Ihm zufolge ist nicht zu vermu-
ten, dass Lochner eine Kombination der beiden
Wappenbilder in der vorliegenden Form vorge-
legen hat. Als solches entspricht es einem ›Alli-
anz-Wappen‹, wobei nach der Vermählung
oder Verlobung eines Paares die Wappeninhal-
te von beiden Familienseiten in einem Wap-
pen, meist durch Schaffung von vier Feldern,
zusammengestellt wurden.
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Gemäß freundlicher Auskunft von Dr. Rolf
Sutter sind bekrönte Löwen eine weitere ›Spiel-
art‹ des englischen Wappenbildes, wie folgen-
des Beispiel zeigt: Das Wappenbuch Conrads
von Grünenberg, Ritters und Bürgers zu Con-
stanz, um 1480, Bayerische Staatsbibliothek,
BSB Cgm 145 <
159
zur unterzeichnung des altars der stadtpatrone
Besonders bemerkenswerte Veränderungen erfuhr im rechten Bildhinter-
grund das Banner, das mit der Darstellung der dem Betrachter zugewandten Lö-
wen und der stilisierten Hermelinschwänze eine Kombination der Wappenbilder
Englands und der Bretagne erkennen lässt und damit auf die Herkunft des hl.
Ätherius und der hl. Ursula verweisen (Abb. 29, 30). Im Gegensatz zur Unter-
zeichnung dieses vermutlichen Fabelwappens
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erhielten die Löwen in der farbi-
gen Ausführung jeweils zusätzlich eine Krone.
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In der Malerei verändert wurde
30.
Wappenbilder der Bretagne (links) und Englands (rechts), Details aus: Richental-Chronik,
St. Georgen 63, fol. 134v und 67r. Karlsruhe, Badische Landesbibliothek.