Kölner Domblatt 2014 - page 33

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zur unterzeichnung des altars der stadtpatrone
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Schulze-Senger wies bereits 1987 auf Verän-
derungen innerhalb des Malprozesses auf den
Außenseiten, der rechten Flügelinnenseite und
der Mitteltafel hin, vgl. Lauer, Schulze-Senger,
Hansmann [
5
], S. 50.
sie bereits farbig angelegt waren und erst imMalprozess verändert wurden. In die-
sen Bereichen ist die Unterzeichnung der ursprünglich geplanten Form häufig
kaum oder nur eingeschränkt erkennbar.
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Schlichter und einfacher
Die Verkündigungsszene auf der Außenseite
Die Flügelaußenseiten weisen eine Vielzahl, teils wesentlicher Abweichungen
zwischen Unterzeichnung und farbiger Realisierung auf. ImHinblick auf die lin-
ke Flügelaußenseite betrifft dies die Ausarbeitung der Figur Mariens, ihres Ge-
sichts, ihrer Haare, der Gestaltung ihres über die Schultern fallenden Umhangs so-
wie Haltung und Ärmelsaum ihrer linken Hand. Während die Unterzeichnung
eine Gottesmutter zeigt, deren leicht geneigter Kopf mit einem kostbarem
Schmuckband geziert ist und deren Haar in lockeren, verspielten Wellen entlang
des Gesichts herab bis über die Schultern fällt, erscheint Maria in der realisierten
Malerei sehr viel kontemplativer mit perlenbesetztemHaarband und sorgsam hin-
ter Ohr und Rücken gekämmtem Haar. Auch ihr Oberkörper erfuhr eine gestalte-
rische Reduktion, denn ihr heute schlicht über die Schultern fallender Mantel wird
in der Unterzeichnung noch in der Brustmitte von einer großen, mit Edelsteinen
besetzten Brosche zusammengehalten (Abb. 24).
Eine weitere wesentliche und sogar zweifache Umgestaltung erfuhr das mit
Blendmaßwerk verzierte Pultschränkchen im Zuge des malerischen Prozesses
(Abb. 25). In der Unterzeichnung war das Schränkchen im Bereich der Auflage-
fläche mitsamt dem darauf liegenden Buch insgesamt breiter und höher geplant.
Zudem war die vom Bildrand angeschnittene Frontseite fast vollständig von ei-
nem herabhängenden Textil bedeckt. Dem Fallverlauf und der breiten Fransen-
borte nach zu urteilen, könnte es sich hier um die Weiterführung des Hinter-
grundvorhanges gehandelt haben, der so die Darstellung am linken Bildrand
gerahmt hätte. In der Malerei wurde der Vorhang an dieser Stelle jedoch niemals
realisiert, vermutlich nicht zuletzt weil seine Positionierung vor dem Schränkchen
zu einer Verflachung der perspektivischen Raumwirkung geführt hätte. Im wei-
teren Malprozess unberücksichtigt blieb auch die zeichnerisch angelegte Form ei-
ner Format füllenden Rosette auf der Seitenwange des Schränkchens. Stattdessen
wurde auf Front- und Seitenwange zunächst eine andere Maßwerkform, beste-
1...,23,24,25,26,27,28,29,30,31,32 34,35,36,37,38,39,40,41,42,43,...63
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