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Vom Botschaftsgebäude zum Museum

Bild der 02. Woche - 11. Januar bis 17. Januar 2021

Belgisches Haus, Köln, Foto: Rheinisches Bildarchiv Köln, rba_mfL003124_06

Wer am Neumarkt in die Straßenbahnlinien 1, 7 oder 9 in Richtung Heumarkt steigt, der passiert – kaum losgefahren – auf der linken Seite, direkt hinter dem Auktionshaus Lempertz gelegen, das Belgische Haus. Das Maison Belge (frz.) ist seit November 2019 das Interimsquartier des Römisch-Germanischen Museums – und besitzt selbst eine einzigartige Geschichte.

Bereits im Februar 1950 wurde das Belgische Haus in der Cäcilienstraße 46 als das erste ausländische Kulturinstitut nach dem Zweiten Weltkrieg in Köln eröffnet. Sehr wahrscheinlich wollten die US-Amerikaner auf diese Weise die wirtschaftlich-kulturelle Bindung zwischen den Nachbarländern stärken. Und tatsächlich sollten sie mit dieser Bestrebung über viele Jahrzehnte hinweg Recht behalten: Schon 1952 zog die Deutsch-Belgisch-Luxemburgische Handelskammer in das Haus ein. Hinzu kamen die Wirtschafts- und Handelsvertretungen der belgischen Regionen Wallonien, Flandern und Brüssel und nicht zuletzt seit den 1950er-Jahren auch einige Abteilungen des belgischen Generalkonsulats, wie die Informations- und Kulturabteilung, die Konsularabteilung und die Handelsabteilung der belgischen Botschaft. Doch neben Diplomatie wurde hier auch belgische Kultur vermittelt: Konzerte, Lesungen und Kabarett gab es bis 2015 – dann musste das belgische Außenministerium sparen und schloss weltweit viele Konsulate.

Noch heute überzeugt das fünfstöckige Gebäude mit seiner Architektur. Dem Kölner Architekten Johannes Schüller ist die markante graue Tuffsteinfassade zu verdanken, Innenarchitekt war Hans Hansen. Dieser war als bildender Künstler 1914 auch Mitglied im Kreis um den Maler Max Ernst. Hansen gestaltete die Innenausstattung aufwendig: Schwarzer Marmor und gusseiserne Geländer zieren das großzügige Treppenhaus, die Holztüren sind mit Intarsien dekoriert, dazu gibt es eine Bibliothek und einen holzvertäfelten Kammermusiksaal im Obergeschoss. Im September 2019 hatte der Verein Freunde des Belgischen Hauses e.V. diesen wiedereröffnet und den Wunsch geäußert, das denkmalgeschützte Haus weiterhin als Kulturort für die Öffentlichkeit zu erhalten. Mit dem Einzug des Römisch-Germanischen Museums zwei Monate später wurde dieser Wunsch vorerst Wirklichkeit im Belgischen Haus.

L. Jacobs