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Bild der 49. Woche - 6. Dezember bis 12. Dezember 2021
Zur Weihnachtszeit gehört auch die glitzernde Dekoration von Häusern, Straßen und Fenstern. Neben herrlich leuchtenden Lichterketten, geschmückten Weihnachtsbäumen und bunten Weihnachtssternen sind auch Engel beliebte Schmuckobjekte. Diese himmlischen Wesen als Verkünder wichtiger Botschaften auf der Erde tauchen in der Bibel an zahlreichen Stellen auf. So auch in der Weihnachtsgeschichte, die unter anderem auf dem sogenannte Harrach-Diptychon dargestellt ist. Das Bild zeigt ebendiesen Ausschnitt, auf dem die Geburt Christi mit einem Engelsboten im Hintergrund zu sehen ist.
Das sogenannte Harrach-Diptychon ist eine aus sechs Tafeln bestehende Elfenbeinschnitzerei aus der Hofschule Karls des Großen. Ein Diptychon besteht aus zwei Relieftafeln, die in der Regel mit Scharnieren zum Aufklappen verbunden sind. Bei diesem Diptychon geht man jedoch davon aus, dass es wahrscheinlich nie durch Scharniere zu einem verbunden war, sondern, dass beide Elfenbeintafeln als Vorder- und Rückseite eines aufwendig geschmückten Buchdeckels dienten.
Betrachtet man alle Schnitzereien des Diptychons, die neben der Weihnachtsszene drei weitere Hauptereignisse der Heilsgeschichte und die vier Evangelisten zeigen, lässt sich vermuten, dass es sich ursprünglich um das Zentrum eines Buchdeckels des Neuen Testaments handelte. Uns geht es aber zunächst um den bereits beschriebenen Ausschnitt, der die Weihnachtsszene zeigt.
Beflügelte Gottesboten
So gut wie jedes Kind kennt sie – die Weihnachtsgeschichte. Vor ungefähr 2 000 Jahren soll Jesus in einem Stall in der Stadt Bethlehem zur Welt gekommen sein. Eine Futterkrippe diente als improvisierte Wiege. Weiterhin heißt es in der Bibel, dass sich nicht weit vom Stall Hirten auf dem Feld mit ihren Schafen befanden. Ihnen erschien ein Engel mit der Botschaft, dass ein besonderes Kind geboren sei. Um dorthin zu gelangen, sollten sie dem leuchtenden Stern folgen. Genau diese Szene zeigt die Elfenbeinschnitzerei. Aber auch an anderen Stellen des Diptychons tauchen Engel auf – nämlich bei der Verkündung der Menschwerdung Gottes durch den Erzengel Gabriel an Maria, die von zwei Engel begleitete Kreuzigung Jesu und die Auferstehung Jesu, die von einem Engel bezeugt wird.
Engel begegnen uns immer wieder im religiösen Kontext, jedoch nicht nur im Christentum. So gibt es Überlieferungen des Islams und des Judentums, die ebenfalls von diesen himmlischen Wesen berichten. Schließlich sind die Vorstellungen über Engel dem Judentum entlehnt und wurden von den zwei jüngeren Religionen übernommen. Bis heute halten sich die Annahmen zur Gestalt und der Funktion dieser himmlischen Wesen. Denn was all diese Erzählungen eint, ist, dass Engel stets als beflügelte Gottesboten erscheinen und als Mittler zwischen dem Himmel und der Erde dienen.
Verschiedenste Engelsbilder
Als Teil der hierarchisch aufgebauten Himmelswelt unterscheiden sich Engel aber durchaus hinsichtlich ihres Rangs und ihrer Erscheinung. Nach christlich orthodoxer Vorstellung gibt es drei Sphären, auf denen sich die himmlischen Wesen, stets das Zentrum, nämlich Gott, umkreisend, bewegen. Von dort aus gehen Schwingungen und feinste Strahlungen aus – in unmittelbarer Nähe zum Zentrum erscheinen die Himmelswesen als reines Licht, in weiterer Entfernung werden sie zu Materie. Jede Sphäre ist wiederum in drei Ränge aufgeteilt, die als die drei sogenannten Triaden zusammengefasst werden. Die erste und höchste Triade bilden die Seraphim, die Cherubim und die Throne, die in direkter Verbindung zu Gott stehen. Ihnen folgen die Herrschaften, Mächten und Gewalten, die das Licht von der ersten an die unterste Triade, die Fürstentümer, Erzengel und Engel, übergeben. Diese ist uns Menschen am nächsten und übergibt uns das Licht, also die Kundschaft Gottes.
Während Engel und Erzengel uns bekannte Gestalten sind, werden im Vergleich dazu die Cherubim als mit sechs Flügeln und vielen Augen ausgestattete monströse Gestalten beschrieben. In Anbetracht dessen wirft sich die Frage auf, wie sich Engelsdarstellungen in Form unschuldiger Kleinkinder mit Kulleraugen, die man sowohl von weltbekannten Fresken als auch von Keksdosen kennt, durchsetzen konnten. Fest steht aber, dass Engel eine lange Kulturgeschichte aufweisen und ein stets beliebtes Symbol für Sinnlichkeit sind – ob als Engelsboten. Schutzengel oder eben als Weihnachtsengel.
V. Szostakowski