Bild der 26. Woche - 29. Juni bis 5. Juli 2020
Jasmin und Rostbratwurst, Garten der Stille und Jeck im Sunnesching: Wenn sich die Düfte, Klänge und Kulturen so entspannt vermischen, dann muss das der Sommer am Aachener Weiher sein.
Das beliebteste Fleckchen Erde im Zuge des Kölner Grüngürtels ist in der schönsten Jahreszeit nicht nur stark frequentierter Treffpunkt der Studierenden (die Uni ist nicht weit), hier tummelt sich halb Köln zwischen Morgenlauf, Wegbier und Feierabendgrillen. Und inmitten der citynahen grünen Lunge liegt zudem einer der bemerkenswertesten Museumsbauten der Stadt.
»Museum?! Wo denn?« Viele, die hier grillen, chillen und joggen, reagieren verdutzt. Tatsächlich – der Bau des 1977 eröffneten Museums für Ostasiatische Kunst in unmittelbarer Nachbarschaft will nicht prahlen oder protzen, sich eher nach dem Willen seines japanischen Baumeisters Kunio Maekawa (1905 – 1986) dezent und harmonisch in die Parklandschaft des Aachener Weihers einfügen. So unaufdringlich, dass man ihn schon mal übersehen kann.
Bereits erste Skizzen Maekawas aus den 1960er-Jahren machen klar: Der eher monotonen, rechteckigen Form des in den 1930er-Jahren künstlich angelegten Aachener Weihers will der Architekt ein deutliches Statement entgegensetzen: ein Ensemble, zwar streng geometrisch in der Form, aber bestehend aus reduzierten, verspielt ineinander verschachtelten Pavillons. Leichtigkeit gehört zu Maekawas Philosophie. Offene, helle Räume dominieren, von überall her hat man eine gute Sicht nach draußen, von draußen wiederum nach drinnen.
Die Grenzen zwischen Natur und Museumsbau scheinen zu verschwimmen. Der Bewunderer und spätere Schüler des berühmten Architekten des 20. Jahrhunderts Le Corbusier, bei dem Maekawa zwei Jahre in seinem Pariser Büro arbeitete, versteht das Bauen als etwas Künstlerisches, Poetisches und vor allen Dingen sehr Humanes. In einem Interview zur Eröffnung des Kölner Museums für Ostasiatische Kunst beklagt Maekawa: »In unserer Zeit bauen die Architekten Häuser für die Menschen, die sie im Grunde nicht lieben.«
R. Müller