Bild der 23. Woche - 8. Juni bis 14. Juni 2020
Seit 1984 gibt es in Deutschland den Tag des Gartens. Immer am zweiten Juni-Sonntag macht der Bundesverband Deutscher Gartenfreunde auf die Bedeutung des Gartens und die Schönheit der Natur aufmerksam.
Der Garten als eigenes Paradies, als Ruhepol in einer hektischen Welt, ein Ort zum Abschalten und Durchatmen. Das ist zumindest die romantische Vorstellung eines Kleingartens, von dem viele Menschen träumen. Denn in einer Großstadt wie Köln ist ein eigener Garten ein Luxus, den sich nur die Wenigsten leisten können. Stattdessen tummeln sich die Sonnenhungrigen auf den zahlreichen öffentlichen Grünflächen und Parks der Stadt. Am liebsten natürlich im Botanischen Garten der Stadt Köln, der sogenannten Flora. Jedes Jahr besuchen mehr als eine Million Menschen die 11,5 Hektar große Kölner Gartenanlage.
Kölner Flora: Erholung & Lehre
Im Jahr 1864 eröffnete das Flora-Ensemble als Zier- und Lustgarten seine Tore im Historismus-Stil. Gebaut wurde die Anlage nach den Plänen des preußischen Königlichen General-Gartendirektors Peter Joseph Lenné. 50 Jahre später entstand in der direkten Umgebung der Flora der neue Botanische Garten. 1920 wurden beide Anlagen zusammengeführt, während des Zweiten Weltkriegs jedoch fast vollständig zerstört. Nach Kriegsende setzte sofort die Wiederinstandsetzung ein, sodass der Garten ab Dezember 1949 wieder für die Öffentlichkeit zugänglich war. Seit Beginn ihrer Existenz erfüllt die Flora verschiedene Zwecke: Sie ist ein Naherholungsgebiet für gestresste Stadtbewohner*innen, ein imposanter Veranstaltungsort und natürlich ein Raum der Lehre und Wissenschaft. Über 12.000 Pflanzenarten aus der ganzen Welt lassen sich heute in den Gewächshäusern, Winter- und Themengärten bewundern, erforschen und entdecken.
Frühe Farbfotografie
Zeugnis für die Faszination an Flora und Botanischem Garten legen auch diese Fotografien ab. Der Kölner Lehrer und Hobbyfotograf Heinrich Ewertz lichtete vor über 100 Jahren einen Tag im Botanischen Garten ab. Vermutlich entstanden die Aufnahmen bei einem Familienausflug irgendwann zwischen 1914 und 1916. Das Besondere an den hier gezeigten farbigen Diapositiven ist die Tatsache, dass diese mit dem Anfang des 20. Jahrhunderts entwickelten Kornrasterverfahrens erzeugt wurden. Ewertz Nachlass umfasst rund 130 Autochromplatten, 56 Glasnegative sowie weitere Fotoalben und Mappen und gehört heute in den Besitz des Rheinischen Bildarchivs Köln. Ewertz Fotos sind nicht nur private Erinnerungen an einen gemeinsamen Tag im Botanischen Garten, sondern auch eines der wenigen erhaltenen Beispiele für die frühe Farbfotografie. Denn was eignet sich besser für ein Experiment mit Farbaufnahmen als die bunte Vielfalt eines Gartens?
E. Butt