Erstaunliches aus den Kölner Museen

Bild der 12. Woche - 23. März bis 29. März 2020

Otto Freundlich, Die Geburt des Menschen, 1919, Museum Ludwig, Foto:  Rheinisches Bildarchiv Köln

Auch in Zeiten, in denen scheinbar alles eine schlüssige Erklärung hat, können uns noch Dinge in Erstaunen versetzen. Wir haben uns in den Sammlungen der Kölner Museen umgesehen und sind auf Wunderbares gestoßen, auf Wunderliches und auf Objekte, die unglaubliche Geschichten erzählen. 

Abenteuerliche Odyssee eines Kunstwerks: Otto Freundlichs Mosaik »Die Geburt des Menschen« war für die Villa des Tabakhändlers Josef Feinhals in Köln-Marienburg gedacht. Dort allerdings wird es niemals installiert. So trotzt das filligrane Werk – welch Wunder – dem Bombenhagel des Zweiten Weltkrieges im Schuppen einer Kölner Mosaikwerkstatt.

Bei den Nazis ist Freundlich als Avantgardist, Jude und Kommunist verhasst. Seine Skulptur »Großer Kopf« wird als Titelmotiv des Ausstellungsführers zum Sinnbild »Entarteter Kunst« (1937), Freundlich 1943 verhaftet und ermordet. 1954 bringt die Stadt Köln das Mosaik in einem Seitenflügel des neu errichteten Opernhauses an, wo es aber trotz seiner Größe (über 2 x 3 Meter) ein Schattendasein fristet. Seit Beginn der Sanierungsarbeiten am Offenbachplatz ist Freundlichs Hommage an Mensch und Kosmos in der Daueraussstellung des Museum Ludwig zu sehen.

 

R. Müller