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Warnung vor dem Verführer

Bild der 22. Woche - 2. bis 9. Juni 2003

Pieter de Hooch - Ein Paar mit einem Papagei, Öl auf Leinwand, 73 x 62 cm; Wallraf-Richartz-Museum, Köln, WRM 3218

Der diesem Text vorangestellte Titel scheint beim ersten Blick nicht so recht zu diesem Bild mit seiner scheinbar alltäglichen und zugleich typisch holländischen Innenraumansicht zu passen. Erst ein genauer Blick auf das Dargestellte entschlüsselt die Botschaft: Die Wohnstube Durchflutet von Licht, ein geöffnetes Fenster, helle Farben, klare Nüchternheit des Raumes. Darin leicht aus der Bildmitte nach links versetzt ein elegant gekleidetes Paar. Sie Auf einem Stuhl, ein Weinglas vor sich auf dem Tisch, bekleidet mit einem silbernen Seidenkleid, rote Bordüren und Schleifchen Das Kleid ist zurückgeschlagen, ein malerisches feines Untergewand bedeckt ihre Beine. Das Haar hochgesteckt, mit roter Agraffe, am Hals eine Perlenkette, tropfenförmige Ohrringe. Neben ihr auf dem Boden der noble Weinkrug. Er Stehend, nicht mehr ganz jung, mit Perücke und Jabot, ganz in Braun gekleidet. Die Linke stützt sich auf den Stuhl, mit der Rechten zieht er das Türgitter eines Vogelkäfigs hoch. Der Papagei Schwarz-rot-gelb gefleckt, er streckt sich nach dem Wein. Das Hinterzimmer Der Blick am Paar vorbei, hell, freundlich, vorbereitet? Der Vorraum Düster, gegensätzlich. Schwarze und dunkle Fliesen, eine offene Tür im Dunkeln, ein Scheuerbesen, daneben das Wischtuch, der Wassereimer. Ein geraffter Vorhang, zwei Umhänge, eine Laute. Den Vogelbauer öffnen, heißt zur Liebe locken. Das verschobene Kleid, der betörende Wein, die spannungsvolle Ruhe zwischen ihm und ihr. Erotische Absicht eines galanten Vergnügens. Wann wird seine Linke zufällig die Schulter berühren? Wie Mahnzeichen im Vorraum die Gerätschaften der vernachlässigten häuslichen Pflichten - die Schattenseite des Lebens? Der Maler dieses symbolhaft moralischen Themas, Pieter de Hooch (1629-1684), gehörte in der holländischen Genremalerei zu den dieses Thema prägenden Meistern. Er war Sohn eines Maurers aus Rotterdam, erwarb seine malerische Ausbildung jedoch in Harlem. Nach einer Zeit als Maler und Diener bei einem Leidener Tuchhändler wurde er schließlich 1655 Mitglied der Malerzunft in Delft. Er heiratete dort die Tochter eines Fliesen- und Fayencenmalers (s. hierzu Bild der Woche 4/1999). Dies mag ein Grund seiner Vorliebe für klare Fliesenböden gewesen sein. Aber auch der Weinkrug weist auf das damalige Hauptgewerbe von Delft hin. Kurz nach 1660 wendet er sich wie Vermeer nach Amsterdam, wo er 1684 stirbt. Dieses vermutlich 1675/1680 entstandene Werk ist im Wallraf-Richartz-Museum, Köln, zu sehen

T. Nagel