Kriegsgefangener Kolonialsoldat mit Messapparatur |
Rassenforschung
und Menschenversuche
Die in den Kriegsgefangenenlagern internierten „farbigen“
Soldaten aus den verschiedensten Teilen Afrikas und Amerikas boten
den nationalsozialistischen Anthropologen ebenso wie skrupellosen
Medizinern und Pharmakologen ein willkommenes „Studien-
und Testmaterial“. Sie führten an vielen Gefangenen
anthropometrische Untersuchungen zu rassetheoretischen Zwecken
ebenso wie serologische und andere Forschungen durch.
„Rassekundige“ Ärzte – durchweg
Angehörige der SS- oder Polizei – führten in den
verschiedenen Lagern „Rasseuntersuchungen“ durch,
bei denen Schädel, Rumpf, Arme, Becken und Penis vermessen
wurden. Daneben gab es häufig wissenschaftliche Laien, die
den „Völkerzirkus“ der alliierten Kriegsgegner
als Hobbyethnographen fotografierten.
Erheblich schwerwiegender als die anthropometrischen
Vermessungen waren Humanversuche. Sie gingen aus von den Erfahrungen
ehrgeiziger deutscher Kolonialärzte, die schon zur Kaiserzeit
in den „Schlafkrankheits-Konzentrationslagern“ und
Lepraasylen Ostafrikas, Togos und Kameruns mit gefährlichen
neuen Medikamenten experimentiert hatten. Seit etwa 1937 wurden
im Reichgebiet von deutschen Medizinern vereinzelt Versuche mit
Schwarzen durchgeführt, seit 1940 dann auch mit schwarzen
Kriegsgefangenen im besetzten Ausland (Kolonialmedizinisches Sonderlazarett
in St. Médard, nahe Bordeaux). Für Kriegsgefangene
entschied man sich, nachdem sich herausgestellt hatte, dass in
den Konzentrations- und Arbeitslagern „Versuchsobjekte“
in genügender Zahl und Qualität nicht aufzutreiben waren.
Seit Beginn des Frankreichfeldzugs häuften sich entsprechende
Anträge an die zuständigen Dienststellen der Wehrmacht.
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