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Bild der 04. Woche - 22. Januar bis 28. Januar 2024
#NieWieder: Am 27. Januar gedenken wir weltweit der Opfer des Holocausts. In diesem Zusammenhang wollen wir uns besonders an die schmerzliche Geschichte der Kölner Sinti und Roma erinnern, deren Leidensweg vor über 80 Jahren begann.
Der Stolperstein-Künstler Gunter Demnig hinterließ 1990 eine bleibende Spur in der Kölner Geschichte: Mit Lackfarbe und einer eigens gefertigten Druckwalze markierte er den Weg, den vor 50 Jahren Kölner Sinti und Roma zum Bahnhof Deutz-Tief genommen hatten. Zwischen dem 16. und dem 21. Mai 1940 wurden etwa 1000 Menschen aus dieser Gemeinschaft in Köln zusammengetrieben und von Deutz aus in Viehwaggons nach Polen deportiert, das zu dieser Zeit von Deutschland besetzt war.
Antiziganismus früher ...
Die Diskriminierung von Sinti und Roma reicht bis ins späte Mittelalter zurück. Misstrauen und Abneigung begleiteten sie auf Schritt und Tritt. Während der Weimarer Republik wurden bereits Gesetze erlassen, die ihre Bewegungsfreiheit einschränkten und sie einer verstärkten Überwachung aussetzten. Mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten wurde die Schraube weiter angezogen. Die rassistische Gesetzgebung gegen Juden wurde auf die Gruppe der Sinti und Roma übertragen, etwa durch die "Nürnberger Gesetze" von 1935 und das "Erbgesundheitsgesetz". 1936 erließ man sogar einen gesonderten Erlass zur "Bekämpfung der Zigeunerplage", durchgeführt von der Kriminalpolizei.
"Z*geunerlager" wurden eingerichtet, eines davon in Köln-Ehrenfeld auf einem Sportplatz an der Venloer Straße. Hinter Stacheldraht und unter der Bewachung eines SS-Mannes wurden hier 500 Menschen zusammengepfercht. Die Entrechtung und der Entzug ihrer Lebensgrundlagen waren die bitteren Realitäten für die Angehörigen dieser Minderheit.
Im September 1939 beschloss die NS-Führung große Deportationen in den Osten. Köln wurde zum Standort eines zentralen Sammellagers, von dem aus 6000 Sinti und Roma aus fast ganz Deutschland deportiert werden sollten. Am 16. Mai 1940 wurden die in Köln lebenden Sinti und Roma festgenommen und in das Messegebäude auf der anderen Rheinseite gebracht. Gunter Demnig zeichnete diesen Weg nach, eine Spur, die heute an einigen Stellen des Pfades als Messingspur im Pflaster verewigt ist.
In der Kölner Messe trafen Transporte aus der gesamten Rheinprovinz ein, und am 21. Mai 1940 wurden 938 Personen, darunter 412 aus Köln, in Viehwaggons vom Bahnhof Deutz-Tief aus in die Konzentrations- und Vernichtungslager im besetzten Polen deportiert. Von den 642 aus Köln deportierten Sinti und Roma überlebten nur etwa 100 die Lager.
... und heute?
Die Diskriminierung setzte sich auch nach dem Krieg fort. Die NS-Akten über die Erfassung und Deportation der Kölner Roma und Sinti wurden von den Kriegszerstörungen verschont und fanden sogar in der Bundesrepublik Verwendung durch die Polizei.
Am Internationalen Holocaust-Gedenktag erinnern wir uns an die Opfer, darunter die 642 Kölner Sinti und Roma, deren Geschichte uns mahnt, Diskriminierung und Rassismus in jeder Form zu bekämpfen. Lasst uns gemeinsam sicherstellen, dass solche Gräueltaten sich nie wiederholen und die Erinnerung an die Vergangenheit dazu dient, eine gerechtere und mitfühlendere Zukunft aufzubauen.
R. WagnerA. Borggrefe