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Über die Domschätze

Bild der 01. Woche - 1. Januar bis 7. Januar 2024

THESAURUS SS. RELIQUIARUM TEMPLI METROPOLI(ta)ni COLON(ien)sis
Neudruck des 1671 im Auftrag des Petrus Schonemann erstmals erschienen Verzeichnisses des Kölner Domschatzes
45,5 x 33 cm; Kupferstich und Radierung von Johann Eckhard Löffler d. Ä.
Gedruckt bei Witwe des Nicolaus Theodor Hilden, Köln, 1745
Verlegt von Witwe Riegers »auffm Thumhoff in den H. drey Königen«

Der Kupferstich zeigt die 35 wichtigsten Heiligtümer des Kölner Domschatzes, wie sie sich vor der Säkularisation darstellten. Im Jahr 1671 erhielt der Domschatzmeister Peter Schonemann vom Domkapitel die offizielle Genehmigung, die bedeutendsten Reliquien des Doms in einem Kupferstich zu präsentieren.

Im Zentrum des Blattes steht natürlich der Dreikönigenschrein. Als im Sommer 1794 die französischen Revolutionstruppen immer näher rückten, ließ das Kölner Domkapitel im August und September 1794 über 400 Kisten mit den wichtigsten Domschätzen nach Arnsberg bringen, das zum rechtsrheinischen Territorium des Kölner Kurfürsten gehörte. In den folgenden Jahren wurden die im Kloster Wedinghausen gelagerten Schätze immer wieder auf Reisen geschickt, da man sie nicht für sicher hielt. Ziele waren Soest und Bamberg. Von dort gelangten 52 Kisten nach Prag, wo ein Kölner Domkapitular Erzbischof war. Die übrigen Kisten wurden nach Wedinghausen zurückgebracht. Im August 1802 gelangten 16 Kisten mit den wichtigsten Teilen des Domschatzes nach Frankfurt in das Haus des Scholasters am Bartholomäusstift. Die Reliquien der Heiligen Drei Könige selbst wurden im Hochaltar der Wedinghauser Altarkirche versteckt. Hintergrund dieser Aktion war der Reichsdeputationshauptschluss vom 2. August 1802, in dem die weltlichen deutschen Fürsten für den Verlust ihrer linksrheinischen, nun französischen Gebiete mit säkularisierten rechtsrheinischen Kirchengütern entschädigt wurden.

65 Prozent des rechtsrheinischen Kurfürstentums Köln, darunter auch Arnsberg, fielen an den Landgrafen von Hessen-Darmstadt, dessen Truppen bereits im September in Arnsberg erschienen, um ihre Ansprüche auf den Domschatz geltend zu machen. Hessen versuchte, die in Frankfurt lagernden Schätze beschlagnahmen zu lassen, was aber mit Hilfe des Vertreters der französischen Regierung verhindert werden konnte. Auch die Franzosen meldeten Eigentumsansprüche an und verlangten die Rückführung der Kisten nach Köln, das seit 1801 französisches Territorium war. Dies geschah im Juni 1803, doch fehlten noch immer die wichtigsten Stücke - die Reliquien der Heiligen Drei Könige. Sie wurden im Dezember 1803 von Arnsberg nach Deutz zurückgebracht. Erst am 4. Januar 1804 überquerte der kostbare Transport den Rhein und wurde von einer begeisterten Menge mit Ehrensalut und Glockengeläut empfangen. Am 6. Januar, dem Dreikönigstag, wurde der hölzerne Schrein mit den Reliquien wieder an seinem angestammten Platz in der Scheitelkapelle des Domes aufgestellt.

Durch die unfreiwillige Aufgabe seiner linksrheinischen Besitzungen waren der Kölner Kurfürst Maximilian Franz von Habsburg (gest. 1801) und das Domkapitel in finanzielle Not geraten. So begannen bereits 1796 erste Verkäufe aus dem Domschatz. In Prag wurden 5 Pfund Gold und 155 Pfund Silber verkauft, der Erlös betrug 13533 Gulden und 45 Kreuzer. Auch ein Drittel der Frankfurter Kisten wurde verkauft und erbrachte 14689 Gulden und 44 Kreuzer (1 Gulden = 2 Reichstaler = 160 Brote). Die erhaltenen Hauptstücke des Domschatzes, die in der Kölner Domschatzkammer ausgestellt sind, wurden auf persönlichen Wunsch Napoleons im März 1804 an den Dom zurückgegeben. Es handelt sich neben dem Dreikönigenschrein (s. hierzu kleines Bild rechts; Nr. 3 + 4) um den Engelbertschrein (Nr. 5), das Büstenreliquiar des Gregor von Spoleto (Nr. 7), den Petrusstab (Nr. 14), die Mailänder Madonna (Nr. 17), Kreuzreliquiare (Nrn. 18, 28 + 30) sowie das Bartholomäusreliquiar (Nr. 31). Außer den zwischen 1794 und 1804 erlittenen Verlusten fehlen seit dem Diebstahl von 1975 auch die Kusstafel (Nr. 27) und die Prunkmonstranz (Nr. 1).

R. Wagner