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Bild der 51. Woche - 18. Dezember bis 24. Dezember 2023
Weihnachten, das Fest der Familie, ist ein beliebter Anlass zum Fotografieren - damals wie heute. Die vorliegende Aufnahme befindet sich im Nachlass des Kölner Fotografen August Kreyenkamp.
Er ist im Hintergrund rechts zu sehen, den Arm um die Schulter seiner ersten Frau Margaretha Francisca Schoet legend, die er 1902 geheiratet hatte. Die anderen Personen müssen, zumindest den Gesten der Hände nach, zur Familie Schoet gehören. Der ältere Mann vor Margaretha, dem sie die Hand locker auf die Schulter legt, dürfte ihr Vater sein, neben ihm seine Frau, die den Sohn des Fotografen, Bernhard Kreyenkamp, auf dem Schoß hält - zeittypisch als Mädchen gekleidet und anhand anderer Fotos aus dem Nachlass Kreyenkamp erkennbar. Eine weitere junge Frau greift demonstrativ nach den Rechten ihres Vaters und gibt sich damit ebenfalls als Tochter zu erkennen. Ihr Ehemann zeigt mit einer bereits bekannten Geste die eheliche Zugehörigkeit an. Doch in welchem Verwandtschaftsverhältnis steht er zu der jungen Frau da draußen? Aufgrund der physiognomischen Ähnlichkeit möchten wir hier eine Schwester des Mannes vermuten, aber ganz sicher ist diese Deutung nicht. Der Junge im Vordergrund kann nur ein Sohn des zweiten Ehepaares sein, also ein Cousin von Bernhard Kreyenkamp, da dieser keine Geschwister hatte. Bernhard wurde 1905 geboren und war zum Zeitpunkt der Aufnahme zwei oder drei Jahre alt. Das Foto entstand also Weihnachten 1907 oder 1908.
Die Familie Schoet soll nicht ganz unvermögend gewesen sein, dennoch wirkt das Ambiente eher kleinbürgerlich. In dem engen Raum sind Möbel verschiedener Stilrichtungen dicht gedrängt, sogar eine Nähmaschine ist in der Ecke zu entdecken. Tapete, Vorhang und Möbel sind etwas zusammengewürfelt, und auch die Anordnung von Nippes und Erinnerungsstücken auf den Regalen ist wenig dekorativ. Die Enge des Raumes, aber auch einige technische Mängel der Fotografie deuten darauf hin, dass hier ein Amateur am Werk war. Anders sind die Unschärfen an den Rändern, aber auch die unharmonisch hervortretenden weißen Decken kaum zu erklären. Andererseits hat sich der Fotograf um eine relativ schlüssige "Familienaufstellung" bemüht, die ohne Worte die Verwandtschaftsverhältnisse klärt und aus der das Bild seine Wirkung bezieht.
R. Neu-Kock