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Theater am Weisshaus – keine Bühne, aber eine große Leinwand

Bild der 46. Woche - 13. November bis 19. November 2023

Die Eingangshalle im Theater am Weisshaus auf der Luxemburger Straße in der Skizze des Architekten Adam Lang 1953 / Foto: Stefanie Wüster-Bludau 2016

Weisshaus Kino 2016 / Rheinisches Bildarchiv, Sabrina Walz

Das Theater am Weisshaus eröffnete am 19. November 1953 auf der Luxemburger Straße: ein prächtiges Lichtspieltheater im Vorort. Wo heute im Fitness-Studio an Geräten trainiert wird, konnten damals 750 Menschen in ihren Sesseln großes Kino auf der Leinwand genießen. Bis 1974 existierte das Lichtspieltheater mit seiner repräsentativen Ausstattung.

»Eine Zierde für Klettenberg«

Zur Eröffnung schrieb der Kölner Stadtanzeiger begeistert: »Das neue Theater, eine Zierde für Klettenberg, kann sich sehen lassen. In Form und Ausstattung wird es von keinem Theaterbau der Innenstadt übertroffen.«
Das Kino zählte damit zu einem der 72 Kinos, die 1953 in Köln existierten. Ausstattung und farbliche Gestaltung, hochgepolsterte Sitze und die Technik – alles war damals in der Presse eine Erwähnung wert. Im Theater am Weisshaus beeindruckte insbesondere die Verwendung von Marmor in der Eingangshalle:
»Die halbrunde Kassenhalle leitet über in die geräumige, mit hellrotem Marmor ausgelegte Vorhalle. Wände und Treppen sind ebenfalls aus Marmor. Selbst die Säulen des Foyers sind in grünem Marmor erstellt.«

Bauherr mit Sinn für Unterhaltung

Ein interessantes Detail: Das Gebäude entstand auf dem Gelände der Wolfschen Wohnungsbaugesellschaft im Auftrag von Heinrich Wolf, dem Besitzer eines großen Ziegelei- und Steinzeugunternehmens in Frechen. Wolf stieg nicht nur dort, sondern auch in Köln in den Wohnungsbau ein. Ab 1953 errichtete er in Klettenberg die Wohngebäude, die noch heute – gut erkennbar an ihren Ziegelfassaden – zwischen Luxemburger Straße und Gottesweg die Gegend prägen. Ein Kino gehörte für den Bauherrn, der anscheinend Sinn für Unterhaltung und Kultur hatte, dazu.

750 Plätze sind nicht genug

Bereits 1958 entstand direkt neben dem Theater am Weisshaus ein zweiter Saal, das sogenannte Studio. Architekt war diesmal Theodor Kelter, der kurz zuvor das markante Theater am Rudolfplatz entworfen hatte.
Das Studio bot weitere 300 Plätze, auch hier lag der Saal im ersten Stock. Hier liefen in den 1960er Jahre die »Perlen des internationalen Films«.
Damit verfügten die Stadtteile Sülz und Klettenberg über ein Kino mit zwei Sälen und 1.000 Plätzen.

Die Kinokrise im Vorort – das Weisshaus Kino überlebt

Dramatisch sinkende Besucherzahlen ab Ende der 1960er Jahre führten, vor allem in den Vororten, zu Kinoschließungen. In seinen letzten Jahren ging auch das Theater am Weisshaus den Weg vieler Kinos und versuchte mit vermeintlichen Aufklärungsfilmen, wie »Schulmädchen-Report« und »Hausfrauen Report« über die Runden zu kommen. 1974 wurde das einst prachtvolle Theater endgültig geschlossen.
Aus dem Studio jedoch wurde 1976 das Weisshaus Kino, wie es auch heute noch heißt.
In der ehemaligen Garderobe im ersten Stock eröffnete 1979 ein zweiter kleiner Saal mit dem Film »Manhattan« von Woody Allen.

Heute zählt das Weisshaus Kino zu den Filmkunstkinos der Stadt, dessen Programm von Kinderfilmen über europäische und internationale Produktionen bis zu Originalfassungen und Sondervorführungen reicht. Die große Glasfront und die Treppe in den ersten Stock erinnern noch an die Architektur der Fünfziger Jahre als hier das kleine Studio neben dem großen Theater am Weisshaus lag.

M. Kranen