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Menschenfreund

Bild der 36. Woche - 4. September bis 10. September 2023

Jacob Jordaens: Der gefesselte Prometheus, um 1640. Öl auf Leinwand, 245 x 178 cm. Köln, Wallraf-Richartz-Museum & Fondation Corboud, Inv.-Nr. WRM 1044 (Foto: RBA)

Das Gemälde "Der gefesselte Prometheus" von Jacob Jordaens, das um 1640 entstand, kann aus heutiger Sicht als eine Allegorie auf die Demokratie betrachtet werden. In diesem zeitlosen Motiv sehen wir, wie der Adler, der heute als Symbol der Demokratie dient, den Gründer der Zivilisation zerreißt. Das Bild erzählt eine Geschichte von zeitloser Relevanz: Ein Wohltäter wird für seine Zuneigung zu den Menschen auf grausame Weise bestraft.

Die Geschichte von Prometheus, einer Figur aus der griechischen Mythologie, ist gut bekannt. Prometheus stiehlt Zeus das essbare Fleisch eines Opfertiers und schenkt es den Menschen. Zeus ist darüber zornig und verbietet den Menschen den Zugang zum Feuer. Aber Prometheus greift erneut ein und gibt den Menschen das Feuer durch eine List zurück. Zeus, der Herrscher des Himmels, reagiert wütend und lässt Prometheus an einen Felsen im einsamen Kaukasusgebirge ketten. Prometheus wird von einem Adler heimgesucht, der immer wieder von seiner Leber frisst, die sich jedoch immer wieder regeneriert. Nach langem Leiden wird Prometheus schließlich von Herakles befreit, der den Adler tötet, und Zeus gewährt ihm Gnade.

Prometheus wird aufgrund seines menschenfreundlichen Handelns und seiner Rolle als Bringer des Feuers oft als der Begründer der Zivilisation angesehen. Schon in der Antike gab es verschiedene Versionen dieser Geschichte, und Prometheus wurde unterschiedlich dargestellt, mal als heldenhafter Beschützer, mal als hinterlistiger Betrüger. Diese verschiedenen Darstellungen spiegeln die Vielfalt der menschlichen Vorstellungen und Konstruktionen der Realität wider.

Das Gemälde entstand während der Blütezeit der flämischen Malerei um 1640, die für ihre künstlerische Kreativität bekannt war. Obwohl Jacob Jordaens nie die kulturellen Zentren seiner Zeit wie Mailand oder Madrid besuchte und als ungebildet galt, war er dennoch einer der bedeutendsten Historienmaler des 17. Jahrhunderts. Seine Darstellung der Prometheus-Sage orientierte sich an dem Werk von Peter Paul Rubens aus dem Jahr 1612, wobei er Hermes, den Götterboten, in sein Gemälde aufnahm. Hermes wurde oft zugeschrieben, die Seelen der Verstorbenen in den Hades zu führen. In Jordaens' Interpretation scheint Prometheus in eine dunkle Schlucht zu stürzen, und sein Gesicht drückt Angst und Entsetzen aus, als ob er bereits den Hades vor sich sieht. Diese Darstellung verleiht dem Bild eine dramatische Intensität, die durch die dominante Präsenz des Adlers verstärkt wird.

R. DeusA. Borggrefe