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Der Kampf für Freiheit: Eine Hommage an David Hockney und den CSD

Bild der 27. Woche - 3. Juli bis 9. Juli 2023

David Hockney: Sunbather (Sonnenbadender), 1966. Acryl auf Leinwand,
183 x 183 cm. Köln, Museum Ludwig, Inv.-Nr. ML 01192 (Foto: RBA Köln)

Sonnenstrahlen spielen auf dem sanft schimmernden, hellblauen Wasser. Am Rand des Pools hat es sich ein junger, nackter Mann bequem gemacht. Auf einem Handtuch liegend, lässt er sich von der warmen Sonne verwöhnen, während seine Hände und Füße die hitzegefüllten Steine berühren. Hinter ihm erahnt man einen saftig grünen Streifen, der die angrenzende Rasenfläche offenbart. Das Zirpen der Grillen und die warme Luft auf der Haut verstärken die Atmosphäre. Mit seinem Gemälde "Sunbather" aus dem Jahr 1966 weckt David Hockney Sehnsüchte nach Sommer, Sonne und unbeschwerter Freude.

Das Acryl-Gemälde fängt mühelos die Essenz eines entspannten Sommertages unter der südkalifornischen Sonne ein. Es ist ein Tag ohne Sorgen, ohne Verpflichtungen, ein Tag voller beinahe utopischer Zufriedenheit.

Dieses Bild repräsentiert David Hockneys Vorstellung seiner Wahlheimat Los Angeles in den 1960er Jahren. Eine Stadt, in der Träume von einem hedonistischen Lebensstil voller sexueller Freiheit und Lebensfreude wahr werden. "Arrived in the promised land 2 days ago [...] The world's most beautiful city is here – LA", schrieb der junge Brite auf einer Postkarte während seines ersten Besuchs im Jahr 1964. LA übte schon früh eine magische Anziehungskraft auf Hockney aus. Noch bevor er je einen Fuß in die Stadt der Engel gesetzt hatte, widmete er ihr bereits sein erstes Gemälde. "Domestic Scene, Los Angeles" zeigt zwei junge Männer unter der Dusche. Inspiriert wurde das Gemälde vom berühmten "Beefcake Magazine" namens "Physique Pictorial", das in der Schwulenszene Nordamerikas großen Anklang fand und attraktive, sportliche Männer abbildete.

Nach seinem ersten Besuch kehrte Hockney immer wieder nach Los Angeles zurück, bis er schließlich 14 Jahre später dauerhaft dort hinzog. Die Stadt wurde zu einem Sehnsuchtsort für den homosexuellen Künstler, und private Swimmingpools wurden zu seinem bevorzugten Motiv. Der Pool symbolisiert einen optimistischen, freien Lebensstil und taucht in vielen seiner Werke auf. Dabei erforschte Hockney immer wieder, ob sich Unfassbares wie Wasser oder Licht in Gemälden darstellen lassen. Sowohl in "Sunbather" als auch in anderen Gemälden wie "Peter Getting out of Nick's Pool" (1966) oder "A Bigger Splash" (1967) verwendete Hockney abstrakte Techniken, um das Immaterielle darzustellen.

Das tiefblaue Wasser wird erst durch die weißen, gekringelten Sonnenstrahlen lebendig, die sich in den Wellen brechen. Auch die Badenden, ein klassisches Motiv der Kunst des 19. und 20. Jahrhunderts, erhalten bei ihm einen neuen, queeren Anstrich. Hockney selbst bezeichnete seine frühen Werke einmal als "homosexuelle Propaganda". Oft sieht man sonnengeküsste, halbnackte Männer, die sich in der Sonne rekeln oder sportlich betätigen. Wenn man bedenkt, dass Homosexualität in England bis 1967 illegal war, muss die Pool-Reihe auch als politischer Akt betrachtet werden.

Am Wochenende vom 7. bis 9. Juli 2023 können sich mehrere hunderttausend Besucher des Kölner Christopher Street Day an der Verbindung von politischem Aktivismus und ausgelassener Lebensfreude erfreuen. Einmal im Jahr feiert die LGBTQ-Community mit Paraden, Demonstrationen und Partys das Recht auf freie Entfaltung, persönliche Entwicklung und gesellschaftliche Anerkennung. Ganz im Sinne von Hockneys "Sunbather" gehen dabei Genuss und der Kampf für Toleranz, Sichtbarkeit und Gleichberechtigung Hand in Hand. Die Stimmung in der Stadt während des Christopher Street Day-Wochenendes gleicht einem ausgelassenen Sommertag am Pool.

E. Butt