Wir überarbeiten zur Zeit unser Online-Angebot. Daher pausiert das "Bild der Woche" aktuell.
Vielen Dank für Ihr Verständnis
Bild der 27. Woche - 5. Juli bis 11. Juli 2021
Es ist Juli. Die warmen Tage des Jahres sind damit angebrochen und die Kölner*innen verlagern ihre Freizeitgestaltung mehr und mehr nach draußen. Die städtischen Grüngürtel locken mit ihren Weihern und Wiesen – und das nicht erst seit heute. Einige Vergnügungen im sommerlichen Köln haben sich über ein Jahrhundert bewährt: Die Bootsfahrt auf dem Wasser im Volksgarten zum Beispiel.
Der Ursprung des Volksgartens in der Kölner Neustadt hatte jedoch nichts mit sommerlichen Ausflügen und gemeinschaftlicher Grünfläche zu tun. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts errichteten die Preußen unter anderem hier eine Befestigungsanlage, das Fort Paul (bzw. Fort IV), benannt nach dem Großherzog von Mecklenburg Paul Friedrich. Es war Teil der militärarchitektonischen Offensive unter König Friedrich Wilhelm III.
Die Festungsbauten am Rhein prägten den Kölner Städtebau nachhaltig, auch wenn die Funktion der innerstädtischen Forts und Munitionsanlagen bereits nach dem Deutsch-Französischen Krieg (1870/71) zum Teil aufgegeben wurde. Die Umnutzung des Geländes zu einem Stadt- bzw. Volkspark unter der Leitung des städtischen Gartendirektors Adolf Kowallek traf auf den europäischen Trend, innerhalb der urbanen Räume Ruhe- und Grünanlagen zu schaffen, damit die Bevölkerung in der Stadt größere Bewegungsräume nutzen konnte. Damit sollten sich vor allem die Arbeiter*innen erholen können und sich ihnen eine entspannende Abwechslung bieten. So entstand bis 1889 ein 14 Hektar großer Park, in dem sowohl die Überreste des Forts als auch eine Orangerie, die heute als Theater und Veranstaltungsort fungiert, zu entdecken sind.
Eine gute Partie!
Der Volksgarten wurde ein sehr beliebter Freizeitort und schaffte es sogar zu einem wiederkehrenden Motiv auf Ansichtskarten aus Köln, wie die oben gezeigte. Damit konnten die Schilderungen der kleinen Unternehmungen (älterer Begriff Partie) am Wochenende bebildert und die Vergnügung mit den Freund*innen sowie der Familie geteilt werden – statt Social-Media-Posts ganz analog mit Briefmarken.
An einem warmen Sommertag in netter Gesellschaft im Ruderboot über dem 5,5 Hektar großen Weiher zu gleiten, bleibt bis heute eine beliebte Aktivität. Im Hintergrund des belebten Weihers sind auf der Ansichtskarte zum einen ein Taubenhaus (links), zum anderen das Restaurant Volksgarten zu sehen. Auch wenn das Gebäude in der Form nicht mehr existiert, befindet sich dort auch heute noch ein Brauhaus mit großer Terrasse direkt am Wasser.
A. Borggrefe