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Bild der 13. Woche - 28. März bis 3. April 2011
Auch nach Aschermittwoch wenden wir uns nochmals der fünften Jahreszeit zu, um dort nach den Wurzeln des Guerilla Gärtnern in Köln zu fahnden: Dem Nicht-Kölner, sagen wir einfachheitshalber dem Bonner, muss das hiesige Dreigestirn merkwürdig vorkommen: Während andernorts dem Prinzen wie im Märchen, im europäischen Hochadel oder im nahen Düsseldorf, eine Prinzessin zur Seite steht, ist es hier die reine, unberührte Jungfrau, deren Verkörperung durch gestandene Familienväter mittleren Alters auch als Garant für die weitere Intaktheit von Mauerkrone und Korsett anzunehmen ist. Mit Kölns mittelalterlicher Geschichte verbunden ist jedenfalls seine Deftigkeit, der Kölner Bauer. Seine Figur läßt sich bis ins 14. Jahrhundert zurück verfolgen und hat innerstädtische reale Wurzeln, wie auch im Quaternionensystem, einer Allegorie der Reichsarchitektur als „colonus sacri Imperii“, Bauer des heiligen Reiches. Innerstädtisch vertritt der Kölner Bauer die landwirtschaftlichen Genossenschaften, die Bauerbänke Weyerstr. (gegr. 1334), St. Severin (gegr. 1384), Friesenstr. (gegr. 1391), Schaafenstr. (?) und Eigelstein (gegr. 1391). Während die vier erstgenannten nur männliche (Groß)Grundbesitzer als Mitglieder aufnahmen, bestimmte die Ordnung der Bauerbank Eigelstein: „In gotz namen amen. wir gemeinen nachbarn, wohnhaft auf dem Eigelstein innerhalb der Herrlichkeit der Vogteien, die da eigen Ackerland oder Gartenland zur Pacht oder Miete haben…“ und weiter „wäre es Mann oder Frau“. Neben agrarischen Belangen geht es in der Ordnung um die jährliche Wahl der Bauermeister und um disziplinarische Maßnahmen, etwa bei Feldfrevel. Im Jahr 1688 wurde beim Bauergeding – einer Gerichtssitzung – der Bauerbank Eigelstein folgende Klage vorgetragen: „… und dero schefer nach schließung hiesig statt pfortzen mit ihren schaf in dem Eigelsteins Schweid getrieben, in den Kappes, Roben und anderen Gartenwerk viel Schaden gethan.“ Als Strafe konnte der Bauerbanksmeister Feldverbot aussprechen, oder das Vieh pfänden und – sofern es nicht rechtzeitig ausgelöst wurde – verkaufen. Wie aus Protokollen ihrer Zusammenkünfte ersichtlich, war der Versammlungsort spätestens seit dem 16. Jahrhundert „in dem sogen. Kettenhäusgen am Eigelsteiner Tore“. Das Stadttor hatte für die Bauerschaft den Vorteil, dass man nach der Beratung gleich aufs Feld und an die Arbeit gehen konnte. Darüberhinaus markieren Stadtmauer und – tore den großen Unterschied zwischen drinnen und draußen, zwischen Sicherheit und Gefahr, zwischen städtischer Ordnung und marodierenden Vaganten. Draußen beginnt heute schon vor der Tür, wo der Großstadtdschungel nur darauf wartet, begrünt zu werden; daher an dieser Stelle ein Rezept zum Saatbombenbau: 1 Teil Wildblumensamen (z. B. Seidenmohn, Kornblumen), 3 – 5 Teile Blumenerde und ebenso viel Tonerde (gibt’s im Reformhaus oder in Drogerie-Märkten). Das Ganze durchmischen und nach und nach Wasser hinzufügen, bis sich eine modulierfähige Paste bildet. Diese in kleine Bällchen (Fingerfoodfrikadellengröße ) formen und in der Sonne trocknen lassen. Danach sind sie einsatzfähig, können aber auch einige Wochen an luftigem Ort warten, bevor sie in die nächste Brache geworfen werden und nach den ersten Regen- oder Gießkannengüssen fröhlich sprießen und alsbald in die Höhe schießen…
B. Alexander