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Bild der 10. Woche - 7. bis 13. März 2011
Die gärtnerische Winterpause scheint geeignet, sich entweder wie der Presidente der hiesigen BaNANArepublik in Kuba (oder Bad Gastein?) von seinen Amtspflichten zu erholen, oder wie wir Daheimgebliebenen uns ein wenig mit der Geschichte autonomen Buddelns in Köln zu befassen: Wie (fast) immer kommt dabei der Karneval ins Spiel und zwar in der formidablen Form seiner Deftigkeit, des Kölner Bauern. Mit seinen Insignien, den Stadtschlüsseln und dem Dreschflegel verweist er darauf, dass es nach der letzten mittelalterlichen Stadterweiterung um die 60 landwirtschaftliche Höfe gab, deren Besitz sich auch über die Stadtmauer in die Zone des Burgbanns erstreckte, der die Stadtmauer landseitig um 2 -3 km kreisförmig umfing. Während in der Stadt vorwiegend kleinparzelliger Wein-, Obst- und Gartenbau betrieben wurde, fand der eigentliche Ackerbau und die Viehzucht im äußeren Bereich des Burgbanns statt. Dank überlieferter Naturalzinsabgaben ist bekannt, dass dort als Wintergetreide Roggen und Weizen und als Sommergetreide Gerste und Hafer angebaut wurden. Darüberhinaus war nicht nur die Dreifelderwirtschaft seit dem 13. Jahrhundert die Regel; bereits die Ubier hatten Düngung und Brache als Mittel zur Bodenverbesserung eingesetzt. Jede Anwohnergemeinschaft, die Patenschaften für Baumscheiben übernimmt, braucht einen Pflanz- und Pflegeplan, damit dem Bemühen um Verschönerung auch blühender Erfolg beschieden ist. So musste es auch damals zur Regelung landwirtschaftlicher Belange wie der Nutzung von Brache, Weiden und Wegen eine Ordnung geben, die interessanterweise nicht vom hochweisen Rat, sondern den Betroffenen selbst ersonnen wurde, den Bauerbänken. Diese waren keine frühen Beispiele innerstädtischer Sitzkultur, sondern landwirtschaftliche Genossenschaften; von denen mehr in der nächsten Folge dieser Serie im Bild der Woche. Hier noch etwas zum abgebildeten Bauerbild, das der bekanntesten Köln-Chronik des 15. Jahrhunderts entnommen ist, der sogenannten Koelhoffschen Chronik. Ihr Drucker, Johannes Koelhoff d. J. (?- nach 1502) hatte nach seinem Studium seine Tätigkeit als Lebensmittelgroßhändler aufgegeben, um nach dem Tod seines Vaters im Jahr 1493 dessen Presse zu übernehmen. Von den ca. 30 Druckwerken, die er bis 1502 publizierte, ist die mit Holzschnitten reich illustrierte „ Die Cronica van der hilliger stat van Coellen“ - laut Imprimatur am 23. August 1499 vollendet - sein bekanntestes Werk. Die Abbildung des Kölner Bauern bezieht sich auf eine sinnbildliche Darstellung der Reichsstände, genannt Quaternionensystem, in der Köln zusammen mit Regensburg, Konstanz und Salzburg die vier Reichsbauern stellen, die durch Pflichterfüllung und Kaisertreue den Fortbestand des Reichs gewährleisten. Entsprechend lautet der Sinnspruch des Kölner Bauern am Eigelsteintor auch „Halt faß am Rich, do Kölschen Boor, mag‘ et falle söß ov soor“. Auch hier wird dieser Gedanke ins Bild umgesetzt. Der Kölner Bauer ist vor dem doppelköpfigen Reichsadler abgebildet, der auf seinen Schwingen das damals übliche Kölner Wappen trägt, den quergeteilten Schild mit den hier zur (aller?)letzten Ruhe gelangten Heiligen Drei Königen. ( „In gotz namen amen“.)
B. Alexander