Bild der 40. Woche - 6. bis 12. Oktober 2008
Vom Neoimpressionismus gelangte der 1885 in Paris geborene Robert Delaunay über Paul Cézanne 1909 zu einer kubistisch orientierten Malerei, in deren Weiterentwicklung er seinen Bildern unter Verwendung simultaner Farbkontraste ein hohes Maß an Rhythmik und Dynamik verlieh. Mit dieser Arbeitsweise wurde er zu einem Hauptvertreter des Orphismus, jener 1913 von Apollinaire mit diesem Begriff belegten Strömung, die ausgehend von der Formzerlegung des Kubismus in vergleichbarer Weise auch Licht- und Farbeindrücke auf der Basis des Farbprismas in einzelne Facetten auffächerte. Wesentliche Anregungen bewirkte seine Kunst vor allem bei den Malern des "Blauen Reiter", mit denen er 1911 gemeinsam in München ausstellte. Die ersten kreis- und scheibenmförmigen Strukturen entstanden 1913, um 1930 griff er diese Thematik in stärker geometrisierter Form wieder auf, was mit einer endgültigen Hinwendung zur Abstraktion einher ging. Das 1934 entstandene Bild gehört zur Reihe der "Endlosen Rhythmen" und war ursprünglich für einen Paravent seiner Frau Sonia Delaunay bestimmt. Die in Spektralfarben rhythmisch gesetzten Kreissegmente erzeugen in ihrer ausschnitthaft gegebenen endlos fließenden Reihung eine Bildfindung, die Delaunay als eigenes kleines, dem Rhythmus des Alls verwandtes Universum versteht. Seit 1910 war Robert Delauney mit Sonia Eliewna Terk verheiratet, einer in der Ukraine geborenen und zunächst zur Russischen Avangarde zählenden Malerin. Mit ihr arbeitete er eng zusammen, angefangen bei der Begründung des Orphismus bis hin zu den Wandarbeiten für die Weltausstellung in Paris im Jahre 1939. Rechts zeigen wir Ihnen ein Gemälde von Sonia Delauney aus dem Bestand des Museum Ludwigs, welches 38 Jahre später entstand, in Titel und Struktur jedoch immer unserem Werk vergleichbar ist (Rhythme couleur, 1968). Robert Delauney starb im Jahre 1941, Sonia Delauney im Alter von 94 Jahren im Jahr 1979.
St. Diederich