Bild der 39. Woche - 29. September bis 5. Oktober 2008
Der Besucher darf schon jetzt gespannt sein, auf die Neupräsentation von Sammlungsobjekten des Museum Schnütgen, die bisher noch nie oder nur sehr selten ausgestellt waren. Im September 2009 werden farbenprächtige Glasmalereien, wertvolle Textilien, bedeutende Skulpturen, kostbare Goldschmiedearbeiten und Elfenbeine das Publikum faszinieren und die Zeit des Mittelalters eindrucksvoll vermitteln. Ein besonderes Schmuckstück ist das Perlziborium. Ziborien werden in der christlichen Liturgie für die Aufbewahrung bereits konsekrierter Hostien gebraucht und sind ihrer wichtigen Aufgabe entsprechend schon seit dem Mittelalter meist aus den edelsten Materialien geschaffen. Das Perlziborium gehört zu den frühen Objekten, die Alexander Schnütgen selbst 1876 für seine Sammlung erworben hat. Derzeit wird das filigrane Kunstwerk durch die Abegg Stiftung in Riggisberg bei Bern restauriert, wobei hauptsächlich die Stickerei um die verlorenen Perlen ergänzt und die losen Bereiche wieder gefestigt werden. Zur Neueröffnung im nächsten Jahr stellt sich die "Perle der Kunst" neu vor. Über einem flachen, mit aufgestickten Lilien und vergoldeten Metallplättchen dekorierten Fuß und einem schlichten Metallnodus, erhebt sich die Kuppa mit den Bildmotiven der Verkündigung an Maria, die Kreuzigung mit Maria und Johannes sowie die Marienkrönung mit Christus. Der untere Teil der Kuppa ist mit den Symbolen der vier Evangelisten verziert. Der kegelförmige Deckel, der mit einem Metallscharnier an der Kuppa befestigt ist, zeigt zwei Szenen der Passion: Die Geißelung und Kreuztragung Christi. Bekrönt ist der Deckel mit einem vergoldeten Metallkreuz. Das mit einem verschließbaren Deckel versehene Gefäß aus Holz ist im Inneren mit einem orangeroten Stoff ausgekleidet. Außen sind ausgestanzte, vergoldete Schmuckplättchen, rote Korallen, hunderte kleiner Glasperlen, goldene Metallperlen und Flussperlen zu einer dichten Stickerei aufgebracht. Diese Art der Verzierung findet sich besonders häufig im Niedersachsen des 13. und 14. Jahrhunderts. Die Handwerkstechnik der Perlstickerei verlangt besondere Kunstfertigkeiten: Zunächst werden die Perlen nach Farbe und Größe sortiert, dann entsprechend auf einen Faden aufgezogen, danach auf einem separaten Pergament zu einem sorgfältig komponierten Motiv aufgestickt und schließlich auf das mit weißen Leinen überzogene hölzerne Ziborium aufgebracht. Die filigrane und aufwendige Ornamentik mit Perlen ist eher außergewöhnlich und zählt damit zu den besonderen Stücken aus der Sammlung des Museum Schnütgen.
S. SchütteK. Ziehe