Ochsenkauf am Heumarkt

Bild der 31. Woche, 4. August bis 11. August 2003

Köln, um 1375 Skulpturen von der Fleischhalle am Heumarkt Tuffstein mit Resten polychromer Fassung Höhe der sitzenden Frau: 96,5 cm, Breite: 46 cm Kölnisches Stadtmuseum

Auf unserm Bild ist eine Figurengruppe zu sehen, die sich über dem gotischen Einfahrtstor zur städtischen Fleischhalle am Heumarkt in Köln befand. Der Heumarkt war der traditionelle Kölner Viehmarkt. Die Fleischhalle wurde an Stelle des nach dem Weberaufstand abgebrochenen palastartigen Hauses der Weberzunft 1372 durch den Stadtsteinmetzen Arnold Franken „von Wynter“ (aus Königswinter; gest. 1399) errichtet. Sie war ein von ca. 35 Fleischbänken oder -ständen umgebener Hof. Diese Stände befanden sich in Gewerbslauben; die überbauten der Obergeschosse wurden von Säulen („Pilar“) getragen. Die Metzger durften nur in offiziellen Fleischhallen (es gab solche an verschiedenen Standorten in der Stadt) verkaufen, geschlachtet werden durfte dort aber nicht. Jedes Jahr zu Ostern wurden die Bänke ausgelost und die Metzger verständigten sich, welche Fleischart jeder im nächsten Jahr verkaufte. Die städtische Fleischhalle war bis 1890 in Betrieb; 1903 mußte sie einem Straßendurchbruch für die Gürzenichstraße weichen.Die Skulpturen stellen den Verkauf eines Ochsen dar: Rechts sitzt die Bäuerin, erkennbar an einem Korb in ihrem Schoß, und dank deren Kräuselhaube die Gruppe auf die siebziger Jahre des 14. Jahrhunderts datiert werden kann (also in die Bauzeit der Fleischhalle), neben ihr wohl der Bauer mit etwas wilden Haaren und Vollbart, in der linken Hand einen Geldbeutel haltend. Vielleicht handelt es sich aber auch um den städtischen Vermittler, denn Metzger durften in Köln nicht gleichzeitig mit Vieh handeln. Auffallend ist der Gegensatz: die sorgfältig gekleidete Frau, die, einer antiken Fruchtbarkeitsgöttin ähnlich, auf einem „Thron“ sitzt, und der ‚wild‘ anmutende Mann. Von diesem Paar führt ein Junge – der Bauernsohn oder der Gehilfe des Metzgers – einen Ochsen weg, an dem noch Reste einer roten Farbfassung auszumachen sind, und bringt ihn zum links stehenden Metzger, den seine Kleidung als wohlhabenden Städter ausweist, der gleichzeitig durch ein ehemals vorhandenes Beil im erhobenen Arm und einen Lederschurz mit Messer als Schlachter kenntlich gemacht wird. Unser Foto zeigt die Figurengruppe noch im Vorkriegszustand. Sie wurden während des Krieges im Haus der Rheinischen Heimat beschädigt – so fehlen dem links stehenden Mann heute Kopf und das rechte Bein, dem Ochsen die Beine und von dem Knaben blieb nur der Brustkorb erhalten, zudem ging die Trachyt-Rahmung verloren. Diese Bildhauerarbeit des 14. Jahrhunderts verschwand daher nach dem Krieg im Depot. Nach einer mehrjährigen Restaurierung sind sie jedoch nun wieder im Kölnischen Stadtmuseum zu sehen.

R. Wagner