Bild der 29. Woche - 21. bis 28. Juli 2003
"Das Wasser von Kölle ist jood" heißt es in einem der bekanntestes Lieder der kölnischen Musikgruppe Bläck Föös. Dieses hier besungene und zwischen 4711, Leitungswasser, Rheinwasser und Kölsch anzusiedelnde Wohlgefühl der Kölner gegenüber ihrem Wasser hat seinen Ursprung nicht zuletzt in der Wasserversorgung der Stadt, welche die Römer mit ihren großen technischen Leistungen aufbauten. Während Kanäle das Schmutzwasser entsorgten, führten Äquadukte der Stadt aus dem Vorgebirge und der Eifel frisches Wasser zu. Der Eifelkanal war mit rund 90 Kilometern ein großartiges Werk römischer Ingenieurkunst. Kein antikes Zeugnis berichtet von ihm, jedoch knüpfte sich bereits im 11. Jahrhundert an dieses Bauwerk die Sage, es sei in römischer Zeit zur Weinbeförderung von Trier nach Köln gebaut worden. Genauere Erforschung machte den Zweck dieses Bauwerkes jedoch schnell klar, auch wenn der Verlauf nicht immer korrekt erschlossen werden konnte. Die Römerleitung näherte sich Köln auf den letzten Kilometern von Nordwesten über die heutige Berrenrather Straße und bog dann stärker von Norden kommend Richtung Neumarkt ein, bevor sie vermutlich in Domnähe endete. In der Marsilstraße stand bis in die Neuzeit hinein ein Überrest zweier nebeneinanderstehender Pfeiler und des sie verbindenden Bogens, der sogenannte Marsilstein. Der östliche Pfeiler trug - wie unsere Reproduktionen zweier Zeichnungen des Kölnischen Stadtmuseums zeigen - ein sarkophagähnliches Gebilde, dessen Deutung bis heute nicht eindeutig geklärt ist. In der Nacht vom 24. auf den 25. Februar 1566 stürzte der rechte Teil der Ruine teilweise und in der Nacht von Gründonnerstag auf Karfreitag des gleichen Jahres vollständig ein. Der linke Teil mit dem angeblichen Sarkophag wurde um 1730/1740 bei einer Straßenregulierung niedergelegt. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts führte man den Marsilstein als Teil der römischen Wasserleitung in die Diskussion ein. Das sarkophagähnliche Gebilde deutete man dabei als Rest der Wasserrinne. In letzter Zeit wurden wieder Zweifel an dieser Erklärung der Baureste geäußert, auch wenn an der Stelle des Marsilsteins ein Äquadukt gestanden haben kann. Die Bedenken weisen auf das sarkophagähnliche Gebild. Einerseits ist die Wiedergabe der Ruine in den Abbildungen relativ genau, andererseits müssen die Zeichner den Kanalrest, den sie eindeutig als Kiste mit leicht geöffnetem Deckel zeichneten, gründlich mißverstanden haben, wenn man ihn als Wasserrinne deuten will. Eine neue, wiederum an die alte anknüpfende Deutung schlägt vor, im Marsilstein einen Rest der römischen Wasserleitung mit einer beckenartigen Wasserverteilungsanlage zu sehen, welche es auf jeden Fall gegeben haben muß, um die höher gelegenen Gebiete um den Domhügel mit Wasser versorgen zu können. Wenn man bisher auch zu keiner eindeutigen Entscheidung dieser Frage gekommen ist, so brachte die im Mittelalter vertretene These von einer Grabmalruine mit Sarkophag dem baulichen Rest zumindest seinen Namen ein. Es entstand die Sage, daß Marsilius, der durch eine List die Kölner in römischer Zeit von der Belagerung durch einen römischen Kaiser befreit haben soll, hier begraben worden war.
T. Nagel