Ein brennender Hahn

Bild der 30. Woche - 28. Juli bis 4. August 2003

Öllampe in Form eines Hahnes, 6./9. Jh., Bronze, 11 x 13 cm Museum Schnütgen, Inv. Nr. H 931

"...noch ehe der Hahn kräht, wirst Du mich dreimal verleugnen." Diesen berühmten Satz spricht Jesus zu Petrus in der Nacht als er verraten wird. In Anspielung auf die Verleugnung Petri wird der Hahn seit dem zum Symbol des Rufers und Mahners, der die Sünder auf ihre Vergehen aufmerksam macht. Schon aus dem Alten Testament ist der Hahn nämlich als besonders wachsames und kluges Tier bekannt (Ijob 38, 36). Die eherne Öllampe in Form eines Hahns wird im 6. bis 9. Jahrhundert entstanden sein. Seit der Antike war der Bronzeguß im gesamten östlichen Mittelmeer weit verbreitet und erfreute sich großer Beliebtheit. Die Lichtöffnung ist in die Wölbung des Hahnenschweifes eingetieft. Sein Federkleid ist zart auf der metallenen Oberfläche angedeutet. Auch die schuppigen Füße sind unschwer zu erkennen. Hergestellt wurden derartige Lampen für religiöse sowie auch profane Zwecke. Da die Darstellung des Hahnes schon früh in der christlichen Ikonographie eine Rolle spielt, darf man annehmen, daß unser Stück zum liturgischen Gebrauch bestimmt war. In der mittelalterlichen Literatur gilt der Hahn als vorsorgliches Tier, daß seinen Hennen lautstark mitteilt, wenn es etwas zu fressen gibt. Daher wird er im christlichen Kontext oft mit einem Prediger verglichen, der die Worte Gottes an die Gläubigen weitergibt. Bereits der römische Naturforscher Plinius d. Ä. hatte im 1. Jahrhundert n. Chr. auf seine wichtige Rolle als morgendlicher Rufer hingewiesen. Einen vergleichbaren Sinn haben die Darstellungen dieses Vogels in den römischen Katakomben. Der Hahn erscheint dort im Vergleich mit Christus, dem wahren Erwecker aus der Dunkelheit der Sünden und verdeutlicht so die Auferstehung. Auch so passen Hahn und Licht zusammen.

I. Maußen