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Radieren auf Kupfer

Bild der 12. Woche - 18. bis 25. März 2002

Abbildung einer Radierplatte mit Strichätzung und dem dazugehörigen Druck sowie Radiernadel
Rembrandt Harmensz. van Rijn (1606 - 1669), Faust in der Studierstube, um 1652, 20,9 x 16,0 cm (Blatt) Wallraf-Richartz-Museums - Fondation Corboud, Graphische Sammlung, 11604, Bartsch-Nr. 270 I
gestochene Linie (l.) und radierte Linie (r) im Querschnitt

In der letzten Folge unserer Serie Meisterwerke der Druckgraphik im Bild der Woche (BdW 10/2002) stellten wir die Blätter der berühmten Carceri vorgestellt, einer großformatigen Folge von Radierungen, die Giovanni Battista Piranesi (1720 - 1778) in der überarbeiteten Fassung erstmals 1761 herausbrachte. Heute nun stellen wir Ihnen die druckgraphische Technik der Radierung etwas genauer vor. Das Wort "Radierung" leitet sich vom lateinischen radere (= schaben, kratzen) ab. Grundsätzlich ist zwischen der sogenannten Kaltnadelradierung und der geätzten Radierung zu unterscheiden. Bei der Kaltnadelradierung ritzt der Künstler mit der Radiernadel - einem spitzen Metallstab - direkt in die Metallplatte (gewöhnlich aus Kupfer), wobei ein seitlicher Grat stehenbleibt, der als Gestaltungsmittel beim Druck wirkungsvoll eingesetzt werden kann. Bei der geätzten Radierung hingegen werden die Linien durch eine Säure in das Metall eingebracht. Diese druckgraphische Technik wurde um 1500 von Daniel Hopfer und seinen Söhnen entwickelt, war als Verfahren jedoch schon seit dem späten Mittelalter bei den Waffenschmieden und Plattnern bekannt, die das Ätzverfahren nutzten, um Rüstungen und Waffen zu verzieren. Wie der Kupferstich gehört auch die Radierung zu den sogenannten Tiefdruckverfahren, bei denen die Farbe aus Vertiefungen in der Plattenoberfläche auf das Papier gedruckt wird. Dazu wird die Druckplatte zunächst komplett, d.h. beidseitig, mit einer dünnen Schicht säureresistenten Materials - Deckfirnis oder Ätzgrund genannt und aus Wachs, Harz oder Asphalt bestehend - überzogen und die Oberfläche anschließend mit einer Räucherkerze eingeschwärzt. In diesen sogenannten Radiergrund läßt sich dann mit der Radiernadel hineinarbeiten, wobei das Metall unter dem Radiergrund strichartig freigelegt wird, das Rot des Kupfers unter dem Ruß des Radiergrundes erscheint. Wird die Radiernadel erwärmt, so läßt sich auf dem Metallgrund fast wie mit einer Feder auf Papier zeichne. Ist die Zeichnung aufgebracht, wird die Platte in ein Säurebad gelegt. Die Säure greift das Metall während des Ätzvorganges nur an den freigelegten Stellen an, so daß ein von der Säure geätztes Strichbild entsteht. Stärke und Länge der Ätzung bestimmen hierbei den Effekt der zu druckenden Linien. Danach wird die Grundierung entfernt, die Plattenoberfläche unter Verwendung eines Ballen oder Tampon mit Farbe eingerieben und anschließend blank gewischt, so daß nur in den eingeätzten Vertiefungen Farbe erhalten bleibt, die beim anschließenden Druckvorgang das Druckbild abgibt. Die geätzten Linien - der Säurefraß läßt sie etwas körnig wirken - ergeben im Gegensatz zum Kupferstich im Druckbild gleichmäßig starke Linien, die stumpf enden (s. Querschnittszeichnung). Nach jedem einzelnen Abzug muß die Platte neu eingefärbt und vorbereitet werden. Wesentlich für die künstlerische Entwicklung der Radierung ist jedoch die Möglichkeit des stufenweisen Ätzens. Durch wiederholtes Abdecken bestimmter Bereiche der Platte mit Deckfirnis kann eine Differenzierung von hellen Partien bis zu sattem Schwarz - an diesen Stellen wird die Platte am längsten geätzt - erreicht werden. Es entstehen größere oder kleinere Vertiefungen, die später viel oder weniger Farbe aufnehmen und damit stärkere oder schwächere Linien erzeugen. Im Druckbild wird so die Wirkung unterschiedlicher Graustufen erzielt. Rembrandt Harmensz. van Rijn war einer der Künstler, der ganz eigene Methoden des Hell-Dunkel entwickelte und dabei zu sehr atmosphärischen Wirkungen kam, wie unser Bildbeispiel zeigt (s. kleines Bild). Vorlage von Originalen der Graphischen Sammlung des Wallraf-Richartz-Museums - Fondation Corboud: Dienstags und Mittwochs zwischen 10.00 Uhr und 16.00 Uhr. Der Vorlageservice ist im Eintrittspreis des Museums enthalten. Weitere Informationen unter Tel.: 221-23492 oder 221-24405.

O. Mextorf