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Auszüge aus der Rede des Oberbürgermeisters Norbert Burger zum 90. Geburtstag von L. Fritz Gruber am 7.6.1998 im Museum Ludwig

Bild der 25. Woche - 15. bis 22. Juni 1998

Prof. L. Fritz Gruber

Wir feiern heute den 90. Geburtstag eines Mannes, der als Urkölner bezeichnet werden kann. In Köln geboren, dort aufgewachsen, dort das Studium an den Werkschulen und an der Universität absolviert, verließ er die Stadt nur in den Jahren des Nationalsozialismus, um gleich danach wieder hier tätig zu werden und bei der Gründung der photokina und ihrer Bilderschauen mitzuwirken... . Wir freuen uns sehr, daß Sie, verehrter Prof. Gruber, uns die Ehre geben, ihren Geburtstag hier im Museum Ludwig zu feiern. ... Vor 21 Jahren wurde hier in diesem Haus mit Ihrer Sammlung der Grundstock für die inzwischen weltweit renommierte Photosammlung des Museums Ludwig gelegt. 2500 Photographien stammen allein aus Ihrem Besitz und der größte Teil ist von Ihnen gestiftet worden. ... Daß wir jetzt hier im Forum des Museum Ludwig zusammenkommen bringt auch zum Ausdruck, wie sehr Sie sich mit dem Museum Ludwig verbunden fühlen und wie sehr Ihr Herzblut an dieser Sammlung hängt. Es zeigt aber auch, daß Sie sich hier zuhause fühlen. Ich sprach eingangs davon, daß Prof. Fritz Gruber Urkölner ist. Er ist es nicht in dem Sinne, daß er Kölsche Lebensart verkörpern würde, sondern dadurch, daß er sein Lebenswerk stets mit Köln verknüpft hat. Eine seiner ersten Jugendfreundschaften verband ihn mit Gunter Sander, dem Sohn des großen Kölner Photographen, der zugleich der berühmteste deutsche Photograph ist. Nach seinem Studium in Köln gründete er 1931 zusammen mit Paul Kreuteler-Tuerk und Maria Neumann ein Unternehmen, das die Wochenzeitungen "Kölner Kurier" und den "Westdeutschen Kurier" herausgab. ... Nach Beschimpfungen als "Judenblatt" durch den Westdeutschen Beobachter wurde der "Kölner Kurier" am 26.4.1933 von den Nationalsozialisten verboten. Dies erst veranlaßte Fritz Gruber, seiner Heimatstadt für einige Zeit den Rücken zu kehren und nach London überzusiedeln, wo er seine alten Kontakte zur Zeitschrift "Gebrauchsgraphik", für die er schon in Köln mitunter gearbeitet hatte, wieder aufleben ließ. Mit dem Chefredakteur Professor Frenzel verabredete er als Londoner Korrespondent zu wirken. Auch eigene Photos fanden in den Heften einen Abdruck. So konnte sich Fritz Gruber über die Kriegsjahre in London gut retten, fand jedoch bei seiner Rückkehr nach Köln Wohnung und Photostudio zerstört vor. In Bad Oynhausen und Minden wurde er als erwiesener Gegner der Nationalsozialisten "amtlicher Photograph des britischen Hauptquartiers"... . Mit der Berufung, die "Photo Kino Ausstellung Köln 1950" mit aufzubauen wurde das eigene photographische Schaffen weitgehend zurückgedrängt, boten sich jedoch Möglichkeiten, seiner Sammelleidenschaft intensiver zu frönen. Daneben bemühte sich Prof. Gruber in ganz besonderer Weise um Kölner Photographen, vermittelte den Erwerb der kölner Mappen von August Sander an das Kölnische Stadtmuseum und förderte den jungen Chargesheimer. Auch die Deutsche Gesellschaft für Photographie, an deren Gründung Prof. Gruber wesentlich mitbeteiligt war und deren langjähriger Vizepräsident er war, fand ihren Sitz in Köln. ... . In all den Jahren wuchs seine Sammlung, die er 1972 im Kölnischen Kunstverein ausstellte. Da kam Hackenberg, der damalige Kulturdezernent zu ihm und zeigte sich an der Sammlung interessiert. Schließlich hat die Stadt 800 Bilder übernommen und damit bereits zur Zeit der Gründung des Museum Ludwig eine Photosammlung ins Leben gerufen. ... Wenn man sich sein Wirken auf verschiedenen Ebenen vor Augen führt, ... kommt man nicht daran vorbei, festzustellen, daß dieses Wirken stets um Köln kreist. Sein weltmännisches Auftreten, das Flair des Gentleman, das ihn umgibt, seine Sprache, all dies ist weit davon entfernt, mit dem Begriff des "Kölschen Jung" in Verbindung gebracht zu werden. Doch zeigt sein Lebenswerk, daß er deshalb nicht weniger Zuneigung und Zuwendung für seine Heimatstadt demonstriert hat. Verehrter, lieber Herr Prof. Gruber, wie nicht anders zu erwarten, ist dieser Festtag kein Zusammentreffen älterer Herren und würdiger Honoratioren, sondern ein Künstlerfest, bei dem auch die jüngere Generation vertreten ist. Dies ist nicht zuletzt an der Ausstellung "Zärtliche Betrachtung schöner Damen", die Sie sich zum Geburtstag gewünscht haben und deren Finissage wir heute gleichzeitig begehen, deutlich nachvollziehbar. Sie sind der jüngeren Generation und auch neuen Strömungen in der Kunst stets aufgeschlossen geblieben. Dies spiegelt sich in Ihrem Freundeskreis. ... Lassen Sie mich Ihnen Gesundheit und noch viele glückliche Jahre an der Seite an ihrer lieben Gattin Renate wünschen. Bleiben Sie uns und dem Museum Ludwig verbunden.

N. Burger