Zum Tod von Wolf Vostell

Bild der 18. Woche - 27. April bis 4. Mai 1998

Wolf Vostell bei der Eröffnung der Retrospektive anläßlich seines 60. Geburtstages in der Josef Haubrich Kunsthalle, Köln, im Februar 1992.

Der 1932 in Leverkusen geborene Künstler Wolf Vostell starb am 3.April ganz unerwartet in Berlin an Herzversagen. Als gelernter Fotolithograph studierte er von 1954 bis 1957 an der Werkschule in Wuppertal, in Paris und in Düsseldorf Malerei und experimentelle Typographie. Seit 1971 lebte Vostell in Berlin und zwischenzeitlich auch mit seiner spanischen Ehefrau Mercedes in dem Dorf Malpartida de Cáceres, wo er sich ein "Museo Vostell" und ein Fluxus-Archiv einrichtete. Getreu seinem Motto "Kunst ist Leben, Leben ist Kunst" bezog Vostell sich selbst, sowie aktuelle politische Themen in seine Arbeiten ein und überbrückte damit den Abgrund zwischen einer erhabenen, unberührbaren Kultur und dem banalen, alltäglichen Leben. Mit seinen gesellschaftskritischen und politisierenden Collagen, Decollagen, Aktionen, Grafiken, Multiples, Videos und Plastiken provozierte Vostell immer wieder angeregte Diskussionen. Für Aufruhr sorgte auch die Arbeit "Ruhender Verkehr", für die der Künstler 1969 sein Auto inklusive Nummernschild, Autoradio und aktuellen Zeitschriften einbetonierte und mitten in Köln auf einem Parkplatz abstellte. Vostell setzte sich seit den späten fünfziger Jahren immer wieder kritisch mit dem Konsum, der Werbung und der Macht des Fernsehens auseinander und baute als erster Künstler bereits 1958 einen Fernsehapparat in einen Bildschirm ein. Es folgten noch viele TV-Skulpturen und Videoarbeiten, nicht zu vergessen sein Medienkonzept für das Kölner Schauspielhaus 1979, indem er Shakespeare in das elektronische Zeitalter versetzte. Legendär wurden Wolf Vostells "Fluxus-Happenings", wie der Fluxus-Zug, der 1981 durch 15 Städte in NRW rollte und die Bevölkerung über einen Mercedes mit 24 eingebauten Monitoren staunen ließ. Er hat die Kunst aus den Museen herausgeholt und Straßen und Plätze zum Ort seiner Happenings gemacht. Dennoch hatte Vostell Ausstellungen in allen wichtigen Museen Deutschlands und war auch in Paris und Spanien nicht unbekannt. Zuletzt wurde er 1992, aus Anlaß seines 60. Geburtstags, mit einer großen Retrospektive durch mehrere rheinische Museen gefeiert (unser Bild zeigt ihn bei der Eröffnung dieser Ausstellung in der Josef Haubrich Kunsthalle zu Köln).

C. Bosbach