Kölner Domblatt 2014 - page 22

tenprofil vorsah (Abb. 14). Nicht nur die gedrängt und merkwürdig proportioniert
gezeichneten Gesichtszüge mit kringelförmigen Augen, knollig wirkender Nase
und vollen Lippen, sondern auch die sehr locker gezeichneten Haarlocken des
Kopf- und Barthaares weichen von der präzisen Zeichnung des Kopfes des kni-
enden Königs ab. Trotz ihrer Unterschiede entspricht die zeichnerische Hand-
schrift dieser drei Figuren den typischen Charakteristika der Unterzeichnung
Lochners, die sich in der Kopfbedeckung des Königs mit den flankierenden Hän-
den fortzusetzen scheint. Doch im senkrecht aufgerichteten Schwert oberhalb des
Kopfes des Königs tritt bereits eine zweite Art der Unterzeichnung in Erschei-
nung (Abb. 12). Sie besteht aus überwiegend breit zeichnenden Linien, die in va-
riierender Intensität auftreten. Auf den ersten Blick könnte man die meist kurzen,
skizzenhaften und in der Form vielfach unklaren Linien für Farbaufträge der Ma-
lerei halten. Tatsächlich werden aber in vielen weiteren Figuren und Bildelemen-
ten der Mitteltafel sehr ähnliche Linien als zeichnerische Vorgaben deutlich. Un-
missverständlich treten sie etwa in der Figur am rechten Bildrand als strichelnde
Umrisslinien des Turbans, der Hand und des Ärmels, aber auch in Angaben des
Gewandsaumes oder der Bauchbinde in Erscheinung (Abb. 14). Viele Linien mit
meist stumpfem An- und Absatz sowie kurzer Länge und relativ gleichbleibender
Strichbreite erwecken den Eindruck, mit einem kurzen und vergleichsweise brei-
ten, möglicherweise auch abgenutzten Pinsel ausgeführt worden zu sein. Die va-
riierend dicht erscheinende Pigmentierung zwischen und innerhalb einzelner Li-
nienverläufe lässt dabei eher an eine Malfarbe als an eine homogen pigmentierte
Zeichenflüssigkeit denken.
Wesentliche Kennzeichen dieser zweiten Art der Unterzeichnung sind kurze
Strichverläufe mit unterschiedlich großen Abständen zur Angabe von Konturen
und Binnenzeichnungen. In kleinformatigen Bildelementen, wie etwa der Gestalt
des Mohren im Banner, wird eine regelrechte Strichelmanier erkennbar, wobei zu-
weilen parallel verlaufende Strichellinien auf eine gewisse Formsuche aufmerk-
sam machen (Abb. 38). Kurzläufig sind auch die wenigen erkennbaren Parallel-
schraffuren wie etwa im Gewand der männlichen Person am rechten Bildrand.
Knappe, rund geschwungene Pinselstriche finden sich vielfach zur Bezeichnung
von Kopf- und Barthaar, jedoch sind diese nur selten, wie etwa im Kopf der männ-
lichen Figur am rechten Bildrand, deutlich von der Malerei zu unterscheiden
(Abb. 14). Grund dafür mag u. a. die malerische Art der Zeichnung sein. So las-
sen die beiden Kopfbedeckungen der männlichen Personen am rechten Bildrand
deutlich erkennen, wie sich einzelne Pinselstriche flächig verdichten und daher
farbigen Anlagen ähneln. Wenig verbindlich und geradezu notizenhaft erschei-
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iris schaefer
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caroline von saint-george
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