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Bild der 34. Woche - 19. August bis 25. August 2024

Chargesheimer (eigentlich: Karl Heinz Hargesheimer): Der Erste Schultag. Aus dem Projekt „Unter Krahnenbäumen“, vor 1958. Negativ, Fotografie, Silbergelatine, 5,5 x 8,6 cm, Inv.- CCH 024/07 (Foto: RBA)

Back to school: Der erste Schultag bringt wieder früh aufstehen, zur Schule gehen, lernen, zuhören, rechnen, schreiben und lesen.

Das Foto stammt aus der Zeit vor 1957, als Chargesheimer seinen Bildband „Unter Krahnenbäumen“ veröffentlichte. Der Band, mit einem Nachwort von Heinrich Böll, zeigt einen Straßenzug im Kunibertsviertel, der damals weit vom Kölner Wiederaufbau entfernt und noch nicht von Gentrifizierung betroffen war. Chargesheimer fängt in seinen Bildern das lebendige Treiben der Straße und ihrer Bewohner in all seinen Facetten ein.

Böll beschreibt diese Straßen als unveränderlich und an alte Konventionen gebunden: „Wie alles, was heidnische Züge hat, sind sie an uralte Konventionen gebunden … sie sind nicht zu verpflanzen, ihr Geist geht unter mit dem Ort, an dem sie lagen.“ Der Bau der Turiner Straße hat das Veedel vom Eigelstein getrennt, aber Chargesheimers Aufnahmen bewahren die Atmosphäre dieser verschwundenen Kölner Seite.

Das Foto zeigt zwei Mädchen, die sich nicht um die Kamera kümmern und mit ihren ledernen Schultaschen beschäftigt sind. Keine Rucksäcke oder Plastiktornister, nur einfache Bänke und Schultaschen. Die Mädchen tragen saubere Kleider, weiße Söckchen und feste Schuhe, ihre Haare sind ordentlich frisiert. Während einige noch müde sind oder in die Kamera blicken, warten die meisten bereits gespannt auf den Unterricht. Die Mütter stehen im Hintergrund und sind als stille Zeugen des Geschehens präsent, während Chargesheimer sich auf die Kinder und deren bevorstehenden Ernst des Lebens konzentriert.

Heute sind diese Mädchen im Rentenalter, haben ein Leben voller Arbeit und Familie hinter sich. Böll beschreibt es treffend: „In diesen Straßen wird man kein Backfisch … die jungen Frauen brachten ihre Erstgeborenen zum Schultor, weinend, denn die Träne ist der Preis für den Genuss und die Erkenntnis der Vergänglichkeit.“

M. HamannA. Borggrefe