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Bild der 29. Woche - 20. Juli bis 26. Juli 2015
Wie ein amerikanischer Wolkenkratzer mutet das schwarze Air King Radio Modell 66 mit dem treffenden Beinamen „Skyscraper“ an. Tatsächlich übernahmen die beiden Gestalter Harold L. van Doren und John G. Rideout Elemente des National City Bank Building in Toledo, Ohio. Der gestufte obere Abschluss und die Betonung der vertikalen Mittelachse des Art Déco Gebäudes finden sich am Radiogehäuse wieder, durch wasserfallähnliche Kanneluren betont. Über weiße Drehregler auf einem horizontal gerippten Sockel lässt sich das Gerät bedienen. Etwas nach oben versetzt auf der Mittelachse ist eine Metallplakette aufgesetzt, die die gestufte Form des Gehäuses nach oben und unten sowie das Wasserfallmotiv aufnimmt. Die Plakette bildet den Rahmen für eine große kreisrunde Skala, die eine Darstellung des Atlas auf schwarzem Grund ziert. Im oberen Bereich des Gehäuses ist eine rechteckige Aussparung eingelassen und mit Glas abgedeckt. Darin befindet sich eine Darstellung der beiden Hemisphären in schwarz auf hellem Grund. Zwischen Sternen ist der Name des Herstellers vermerkt und die beiden Erdhälften werden durch gezackte Blitze und Kreissegmente miteinander verbunden.
Das „Skyscraper“-Radio gab es in unterschiedlichen kräftigen und gedeckten Farben und in drei Ausführungen. Neben der vorliegenden, gab es eine mit der Darstellung zweier ägyptisch anmutenden Figuren statt der Hemisphären und eine mit einer eingebauten Uhr an dieser Stelle.
Das Radiogehäuse „Skyscraper“ besteht wie sein Vorgängermodell Nr. 52 von 1933 aus einem gepressten Kunststoff. Die insbesondere in den USA zunehmende Verwendung von Kunststoffen für Gebrauchsgegenstände in den 1930er Jahren war in den niedrigen Produktionskosten begründet. Vor allem die Radioindustrie macht sich die reduzierten Materialkosten und Arbeitsschritte bei der Herstellung von Kunststoffgehäusen zunutze. So konnten sie kleine Tischgeräte, im Vergleich zu den aufwendigen Tonmöbeln der Kabinettmacher, zu einem niedrigeren Preis anbieten. Das „Skyscraper“-Radio war mit einem Listenpreis von 49,50 US-Dollar trotzdem ein eher kostspieliges Gerät. Der elegante Entwurf im Art Déco Stil rechtfertigte möglicherweise diesen Preis.
Die durch Blitze und Wellen miteinander verbundenen Hemisphären auf der Zierplakette des Gehäuses veranschaulichen die massiven Auswirkungen, die die rasante Entwicklung des Rundfunks mit sich brachte. Von elektrischen Impulsen und Radiowellen vernetzt, rückte die Welt enger zusammen. Durch das Empfangsgerät fanden nun Stimmen, Töne und Geräusche über Land- und Wassermassen hinweg ihren Weg in die Wohnzimmer der Radiohörer.
I. Brass