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Der Köner Maskenzug 1825

Bild der 07. Woche - 16. Februar bis 22. Februar 2015

Jodocus Schlappal: Der Kölner Maskenzug - Der Sieg der Freude, 1825. Kolorierte Lithographie, Blatt 7/7, H 36,6, B  45,7 cm, Inv. Graphische Sammlung G 8209 b (Foto: RBA)

1823 war auf Wunsch der preußischen Herrschaft ein Festordnendes Komité ins Leben gerufen worden, um das wüste Kölner Narrentreiben in geordnete Bahnen zu lenken. Männer des Kölner Bürgertums wurden die Väter des romantischen Karnevals, für den das hier gezeigte Blatt typisch ist. Themen aus Sagenwelt und Literatur im Stil des italienischen Karnevals vermischten sich mit stadtkölnischer Geschichte.

Der Mauerwagen mit der weißgekleideten Jungfrau steht für die unberührte, niemals eroberte Stadt Köln, die Pferdeführer erinnern an die verschiedenen Herrschaften der Stadt: Ubier und Römer, Hunnen und Normannen, Franken und Kölnische Ritter, Funken und Carmagnoles. Die Kölner Jungfrau wird oft mit Agrippina d. J. oder Mutter Colonia gleichgesetzt - eine biologische Besonderheit, angemessen der Sancta Colonia als Roms treuester Tochter.

Die letzte Truppe unseres Blattes trägt Überbleibsel der napoleonischen Ära. Als Jérôme Bonaparte, König "Lustik" von Westfalen, im Januar 1814 vor den anrückenden Alliierten aus Kassel floh, machte er mit seiner Garde du Corps auch in Köln Station. Hier verließ der König seine Ehrengarde, sie wurde ihres Eides entbunden und mußte ihre Uniformen und Waffen ablegen. Diese gelangten in das Rathaus und wurden seit 1825 im Kölner Rosenmontagszug getragen. Pferde und Reiter stellte das preußische Militär.

Die Tätigkeit des Zeichners, Lithographen und Verlegers dieses Blattes, Jodocus Schlappal, scheint nicht sehr gewinnbringend gewesen zu sein. Er versuchte sich in der Herstellung falschen Papiergeldes. Dafür wurde er zum Tode verurteilt, aber zu lebenslänglicher Zwangsarbeit begnadigt. 1837 starb er mit 44 Jahren in den Kerkerräumen über dem Hahnentor der Kölner Stadtmauer (Rudolfplatz).

R. Wagner