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Bild der 2. Woche - 7. bis 13. Januar 2013
Das Bild "Das Mädchen mit der Pelzhaube (Die Wab'n)" ist ohne jeden kompositorischen, mimischen oder gestischen Aufwand gemalt, vielmehr ist sie in schlichter Frontalität mit leicht zur Seite geneigtem Kopf dargestellt. Nur das Gesicht mit den rotblonden Haaren und der hellbraune Kragen treten in heller Tönung hervor, das Kleid und die dunkelviolette Pelzhaube verschmelzen mit dem schwarzen Hintergrund. Der Halsschmuck aus Silber mit einem roten Stein und die goldfarbene Stickerei darunter, die mit einem blauen Stein verziert ist, erscheinen als Kostbarkeit und betonen die vornehme Wirkung des Bildes. Die Entstehungsgeschichte dieses Bildes ist durch einige Briefe Leibls an Ernst Seeger gut dokumentiert. Am 20. Dezember 1898 hatte der Maler Seeger von seinem Plan berichtet, nach Fertigstellung des "Mädchen am Fenster" ein weiteres Wab´n - Porträt zu malen, das noch vollendeter werden sollte. Im April 1899 glaubte er noch, dass das Bild ein "Glanzpunkt" werden würde, und am 26. Juni 1899 teilte er Seeger mit, dass das Bild nun begonnen sei. Doch im November schrieb er von unvorhergesehenen Verzögerungen und davon, dass er Verschiedenes von der Malerei wieder wegnehmen musste. Seine ihn seit längerem behindernde Krankheit verbot ihm schließlich die weitere Arbeit in seinem Atelier in Kutterling, und so schrieb er am 26. Februar 1900 aus Aibling bedauernd an Seeger: "Das Gesicht ist fertig u. hätte ich nur die Haare die Pelzhaube u. den Schmuck zu malen brauchen, um ein ganz famoses Brustbild wenigstens zu haben." Noch im Oktober 1900, knapp zwei Monate vor seinem Tod - er war nach einem Kuraufenthalt in Nauheim wieder nach Kutterling zurückgekehrt - berichtete er Seeger von verschiedenen Verbesserungen, die er an dem Bild vorgenommen hatte und schloss mit der Hoffnung, auch die Hand noch zu malen, falls seine Gesundheit dies zuließe. Dazu ist es aber nicht mehr gekommen. Die Erben Leibls haben Seeger das unvollendete Bild überlassen und erst danach sind der ovale Bildausschnitt, den Leibl für seine Gemälde nie gewählt hatte, und wohl auch der Hintergrund, hinzugefügt worden. Das "Mädchen mit der Pelzhaube" stellt nicht nur den Abschluss in Leibls Schaffen dar, sondern noch einmal einen Höhepunkt innerhalb seiner Porträtkunst. Die, wie die Briefnotizen verdeutlichen, Langwierigkeit des Malprozesses ist nicht nur auf Leibls sich ständig verschlimmernde Krankheit zurückzuführen, sondern ebenso auch auf sein ausforschendes Bemühen um die Wesenheit der Dargestellten und die Findung der angemessenen Form der Umsetzung in Malerei.
G. Czymmek