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Video-Andacht

Bild der 48. Woche - 26. November bis 2. Dezember 2012

Nam June Paik, Shigeko´s Buddhas, 1986, Videoinstallation mit Holzfiguren, ca. 300 x 200 cm, Köln, Museum Ludwig, ML SK 5101
Nam June Paik, Brandenburger Tor, 1992, Videoinstallation, Köln, Museum Ludwig, ML 1523
Nam June Paik, Brandenburger Tor, 1992, Videoinstallation, Köln, Museum Ludwig, ML 1523

Nam June Paik, der am 30. Januar 2006 im Alter von 73 Jahren verstorbene Künstler, gilt nicht erst seit den zahlreichen Nachrufen als Wegbereiter bzw. Vater der Videokunst. Zusammen mit der Produktion von Videobändern gehörten Videoinstallationen und – wie hier zu sehen – Viedeoskulpturen zu den wichtigsten Ausdrucksmitteln seiner künstlerischen Tätigkeit. Ursprünglich in Seoul und Tokio zum Musiker und Komponisten ausgebildet, begann Paik u.a. angeregt durch die Begegnung mit John Cage Ende der 50er Jahre mit der Aufführung von "Aktionsmusik", welcher er schließlich auch visuell Ausdruck gab, indem er mit Fernsehgeräten experimentierte. Seine erste Einzelausstellung 1963 hieß bezeichnenderweise "Exposition of Music – Electronic Television". Ab 1965 hielt er seine Bildmanipulationen mittels einer Videokamera fest. Ein Videosynthesizer, den er zusammen mit dem japanischen Elektroningenieur Shuya Abe entwickelte, ließ sich ab 1970 einsetzen, um auch am Fernsehen übertragene Bilder in Form, Farbe und Bewegungsablauf verändern zu können. "Das Fernsehen hat uns ein Leben lang attackiert – jetzt schlagen wir zurück!" lautet ein oft zitiertes Statemann des Künstlers. Bei Paiks Videoinstallationen gibt es neben gewaltigen Bildschirmadditionen wie z. B. dem Brandenburger Tor von 1992 (s. Bilder rechts), die mit Bilderflut und akustischen Collagen die Aufmerksamkeit fesseln, auch meditative Objekte. Ein Signetwerk für diese Haltung ist Shigeko's Buddhas, das Paik seiner Frau, der japanischen Videokünstlerin Shigeko Kubota widmete. Hier sind drei nebeneinander angeordnete, antike Buddha-Figuren aus Holz drei kleinen Fernsehgeräten gegenübergestellt. Auf den Monitoren "sehen" die drei Buddhas Filme über Paiks drei Mentoren aus den Bereichen Tanz (Merce Cunnigham), Musik (John Cage) und bildender Kunst (Marcel Duchamp). Ob monumental oder intim, ob bombastisch oder still, die Videoinstallationen Nam June Paiks haben immer zugleich auch einen skulpturalen Charakter. Für Paik war neben dem künstlerischen Ausdruckmittels des Videos auch der Monitor ein Objekt, das als solches wahrgenommen werden soll.

T. Nagel