Bild der 43. Woche - 28. Oktober bis 3. November 2002
In einem Werk über China des französischen Jesuiten Jean Baptiste Du Halde (1674 - 1743, Titel s. unten), findet sich, neben vielen anderen, eine Illustration, die als absonderlich empfundene Jagdmethoden vorstellt: Der innerhalb einer doppelseitigen Illustration angeordnete Kupferstich des Stechers Humblot erläutert eine chinesische Methode, durch Täuschung Enten zu fangen. Dazu begibt sich der nackte Fänger bis zum Hals in ein Gewässer. Den über Wasser gehaltenen Kopf verbirgt er dabei in einem ausgehöhlten, getrockneten Kürbis, in den Seh- und Atemschlitze eingeschnitten wurden. Die Enten gewöhnen sich, so der Verfasser, rasch an die leblos wirkenden Kürbisköpfe auf der Wasserfläche und umschwimmen sie arglos. Nähern sie sich jedoch, zieht sie der Fänger an den Beinen lautlos unter Wasser und tötet sie, ohne, daß sie ihre Artgenossen warnen könnten. Die Darstellung ist als lebendige Szene gestaltet. Im Mittelteil sind inmitten schwimmender und herbeifliegender Enten die Fänger unter der Wasserfläche zu erkennen, vorn am Ufer ruhen weitere Enten. Den vertikalen Rahmen dieser Szene bilden ein exotischer Baum und ein angepflocktes Segelboot mit exotisch geschwungenem Rumpf. Eine hölzerne Brücke vor einem im Hintergrund liegenden Dorf teilt die Abbildung in der Querrichtung. Ein Mann überquert die Brücke mit Lasten an einer Tragstange. Die Vielzahl der lebendig wirkenden Details, die diese Illustrationen über rein dokumentarische Schautafeln hinausheben, trugen gewiß zu dem großen Erfolg bei, der Du Haldes Werk für lange Zeit zu dem Chinabuch in Europa machte. Seit dem späten 16. Jahrhundert lebten Jesuiten als Wissenschaftler am chinesischen Hof. Regelmäßig berichteten Sie in Briefen und Berichten, denen auch Zeichnungen beigefügt waren, über China. Themen waren die Herrschaftsform des chinesischen Kaiserreiches, Besonderheiten des sozialen Lebens der Chinesen, geografische Gegebenheiten sowie Errungenschaften im Bereich der Technik und der Landwirtschaft. Aus diesen Berichten stellte der Jesuit Du Halde in Frankreich sein vierbändiges Werk zusammen. Die Erstausgabe von 1735 im Besitz des Museums für Ostasiatische Kunst enthält, wenn auch in geringerer Zahl als Neuhofs und Kirchers Werke, Landkarten, naturwissenschaftliche Schautafeln und Darstellungen des chinesischen Lebens Das großformatige Buch wurde zu einem überragenden Erfolg und erlebte mehrere Neuausgaben und übersetzungen ins Englische, Deutsche und Russische. Jean Baptiste Du Halde Description géographique, historique, chronologique, politique et physique de l'Empire de la Chine et de la Tartarie Chinoise, enrichie des cartes générales et particulières de ces Pays. 44,3 x 29,8 cm, 4 Bände, Rindsledereinband Paris: P.G. Lemercier, 1735 Motiv aus Band 2, nach S. 162
I. Mees