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Kommerzienrat Dr. h. c. Louis Hagen (1855–1932)

Bild der 40. Woche - 1. bis 7. Oktober 2007

Kommerzienrat Dr. Louis Hagen, Karikatur von FvD aus der Serie „Kölner Köpfe“ des Stadt-Anzeigers, Köln, um 1930, Lithographie, 27 x 15 cm. Kölnisches Stadtmuseum – Graphische Sammlung

Louis Levy, wie sein ursprünglicher Name war, entstammte einer jüdischen, kölnischen Kleinbankiersfamilie. Sein Vater Hermann Abraham Levy heiratete 1852 i Johanna Coppel aus einer Solinger, ebenfalls jüdischen, Stahlwaren- und Waffenfabrikantenfamilie. Die Familie hatte vier Kinder. Louis Heymann, dann Herrmann, wurde als zweites Kind am 15. Mai 1855 in Köln geboren. Nach dem frühen Tod des Vaters trat er 1873 erst 18-jährig in das väterliche Bankhaus ein, mit 22½ Jahren war er bereits mitverantwortlicher Teilhaber. 1886 heiratete er Anna Emma Hagen, die Tochter des Kölner Metallhändlers Gottfried Hagen. Das Ehepaar hatte zwei Töchter, die später in den deutschen Adel einheirateten. Die Verbindung mit dem reichen Metallhändler und Fabrikanten ebnete Louis Levy ebenso wie sein damit verbundener Übertritt zum katholischen Glauben die Wege in die Kölner Gesellschaft und Unternehmerschaft. 1893 nahm er zudem den Namen seines Schwiegervaters – Hagen – an. In der Folgezeit beteiligte er sich an bedeutenden Unternehmen und regte wichtige Fusionen und Firmenübernahmen an. Oft gehörte er dann dem Aufsichtsrat des neuen Unternehmens an. An Banken wirkte er ebenso mit wie an ausländischen Unternehmungen. 1904 wurde er zum Kommerzienrat, kurz vor Kriegsende zum Geheimen Kommerzienrat ernannt. Noch vor Beginn des Ersten Weltkriegs bemühte er sich, das Zeitungsunternehmen August Scherls zu sanieren, um ein Gegengewicht gegen Mosse-Ullstein zu schaffen. Die endgültige Sanierung erfolgte dann bedauerlicherweise durch Alfred Hugenberg (1865–1951). 1922 wurde Hagen Mitinhaber des Bankhauses Sal. Oppenheim jr. & Cie., bei dem sein Großvater hundert Jahre zuvor als Kontorbote angefangen hatte, und vertrat schließlich die gemeinsamen Interessen in den Aufsichtsräten von 63 Aktiengesellschaften – das war Rekord unter den deutschen Großaufsichtsräten, worauf die hier wiedergegebene Karikatur aus dem Stadt-Anzeiger vom Ende der 1920er Jahre Bezug nimmt. Hagen tat sich aber auch als kultureller Förderer seiner Heimatstadt bzw. des ganzen Rheinlandes hervor. Neben Kölner Museen förderte er etwa die Gesellschaft für Rheinische Geschichtskunde sowie das Kunsthistorische Institut der Bonner Universität, die ihm 1914 den Ehrendoktor verlieh. Auch die 1919 neu gegründete Kölner Universität erfuhr kräftige Förderung, wofür er deren Ehrendoktor und Ehrenbürger wurde. 1920 folgte der Dr. h. c. der Technischen Hochschule Aachen. Politisch war er zunächst im liberalen Spektrum aktiv, 1919 trat er zum Zentrum, der Partei des Oberbürgermeisters Konrad Adenauer, über. Er war ein Befürworter einer Rheinischen Republik, was ihm später das Misstrauen der Berliner Regierung eintrug. Hagen war des Weiteren Mitglied des Provinziallandtags, saß im preußischen Staatsrat und in wichtigen Gremien wie dem Generalrat der Reichsbank und ab 1929 dem Reichseisenbahnrat. Seit 1906 war er Mitglied der Handelskammer zu Köln, 1912 wurde er zu deren stellvertretendem Vorsitzenden und 1915 erstmals zum Vorsitzenden gewählt. Unter ihm erlangte diese eine erheblich größere Bedeutung im öffentlichen Leben. Ganz besonders erwies sich das bei den Verhandlungen mit den Alliierten nach Kriegsende. Eine seiner letzten Amtshandlungen als Handelskammerpräsident war der Neubau eines Gebäudes der Handelskammer und Börse auf dem Gelände Unter Sachsenhausen 4 (heute Sitz des Bankhauses Sal. Oppenheim jr. & Cie.), das im September 1932 eingeweiht wurde. Am Abend dieses Tages erlitt er einen Schlaganfall, an dem er am 1. Oktober – also vor 75 Jahren – verstarb.

R. Wagner