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Bild 24. Woche - 11. bis 18. Juni 2001
Sieben Augenpaare blicken ausdruckslos in Richtung des Betrachters. Im Halbkreis angeordnet hat sich eine Familie mit ihren vier Kindern und einem Hund versammelt. Vor Ihnen liegt eine ausgebreitete Decke, auf der eine Schale, Flasche, Obst sowie ein toter Hase mit einem daneben liegenden Gewehr angeordnet sind und auf den Anlaß der Versammlung hinweisen. Pablo Picasso malte die Familie Soler im Jahr 1906 auf diesem großen, ca. 1,5 x 2 m messenden Bild. Das Gemälde wurde bereits 1914 im Zuge des Ausbaus der modernen Abteilung für das Wallraf-Richartz-Museum angekauft. Zwei Jahrzehnte später rückte das bedeutende Gemälde in öffentliches Interesse, als eine ausgewählte Kunstkommission auf der Suche nach moderner Kunst das Wallraf-Richartz-Museum kurzerhand aufsuchte. Man traf zielstrebig und anscheinend mit bereits vorgefertigten Listen eine Auswahl von Gemälden und Graphiken. Es handelt sich dabei um die 1937 von den Nationalsozialisten durchgeführte Aktion mit der Beschlagnahmung sogenannter "Entarteter Kunst", die neben Köln viele größere Museen in Deutschland betraf. Allein im Wallraf-Richartz-Museum sind im Laufe des Jahres insgesamt 45 Gemälde, 143 Aquarelle und Zeichnungen, 295 druckgraphische Blätter, sowie 8 Mappenwerke entfernt worden. Der modernen Abteilung des Museums wurden damit einige ihrer Hauptwerke entzogen, so auch Picassos "Familie Soler". Darunter finden sich aber auch so bekannte Künstlernamen wie van Gogh, Paul Gauguin, Franz Marc, Max Ernst, Oskar Kokoschka, Max Beckmann, Ernst Ludwig Kirchner, Max Pechstein oder Paula Modersohn-Becker. Einige der Bilder zeigte man noch im selben Jahr auf der Ausstellung "Entartete Kunst" in München, andere gingen in den internationalen Kunsthandel. So wurde auch der Picasso aus Köln zusammen mit mehren anderen Bildern 1939 von der Galerie Theodor Fischer in Luzern versteigert. Möchte man das Bild heute betrachten, so muß man sich auf den Weg nach Lüttich machen, wo es im Musée du Parc de Boverie (Art Moderne) gezeigt wird.
K. Terlau