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Bild der 13. Woche - 27. März bis 3. April 2000
Zu den wichtigsten Maler der Stadt Köln gehören Stefan Lochner (ca. 1400 - 1451) und Bartholomäus Bruyn der Ältere (1493 - 1555). Der eine war sozusagen d e r Kölner Maler der spätgotischen Altkölner Malerschule, der andere läutete in Köln die Renaissance ein und wurde zum Porträtmaler der reichen und bedeutenden Kölner des 16. Jahrhunderts. Beide Künstler verbindet nicht nur ihr großer Ruhm und ein zumindest zeilweiliger Reichtum, beide wohnten und arbeiteten auch in den selben Häusern. 1444 kaufte Stefan Lochner das Haus Zome Alden Grijn und wohl kurze Zeit später das Nachbarhaus Zome Carbunkel. Bruyn übernahm beide Häuser 1533 und vermachte sie 1555 seinem Sohn Bartholomäus Bruyn den Jüngeren, der ebenfalls Maler war. (Nebenbei bemerkt: Für das Malerhandwerk scheinen die Häuser ideal gewesen zu sein, denn in ihnen wohnten zwischen Lochner und den Bruyns noch die Maler Hans von Memmingen und Johann Voess. Die 1328 erstmals nachweisbaren Häuser standen 1850 noch). Das eine dieser beiden Nachbarhäuser, das Haus Zome Carbunkel, lag in der Straße "In der Höhle". Zumindest der Autor dieser Zeilen hat sich immer wieder gefragt, warum die bedeutenden Maler Lochner und Bruyn nicht in der Schildergasse wohnten, wie fast alle anderen Maler der Stadt. War diese räumliche Trennung vielleicht das Rezept ihres Erfolges? Ein Blick auf den Stadtplan des Arnold Mercator von 1571 machte jedoch dieser Frage schnell ein Ende. Was heute nur noch schwer zu erkennen ist: Die Straße "In der Höhle" verlief s-förmig und war die direkte Verlängerung der Schildergasse über die Hohe Straße bzw. über die Straße "Unter Wappensticker" - wie sie damals genannt wurde - hinaus. Lochner und Bruyn wohnten also wie die meisten anderen Maler auch im gleichen Straßenzug. Die Verbindung der Straße "In der Höhle" zur zweitältesten Kölner Straße, der Schildergasse, macht schon deutlich, dass ihr Verlauf vermutlich ebenfalls auf römische Planung zurückgeht. An dieser Stelle lag auch das römische Forum Kölns, später vermutlich auch die Pfalz des Erzbischofs Bruno (953-965). Auch heute liegt die Straße "In der Höhle" im Machtzentrum Kölns. In unmittelbarer Nähe zum Rathaus und zum Gürzenich. Nachdem die kleine Straße durch die Zerstörungen des Krieges über Jahrzehnte weitgehend in einer Brachlandschaft verschwand, wird sie dieses Jahr noch zu neuer Ehre kommen: Das gläserne Treppenhaus des neuen Wallraf-Richartz-Museums greift in seiner von O. M. Ungers entworfenen Architektur den Verlauf dieses Gäßchen wieder auf (kleines Bild). Diejenigen Gemälde Stefan Lochners und Bartholomäus Bruyns, die sich im Besitz des Wallraf-Richartz-Museum befinden, kehren somit bis auf wenige Meter genau an den Ort zurück, wo sie vor Jahrhunderten entstanden. Der seit etwa 1400 bekannte Name "In der Höhle" steht vermutlich mit der benachbarten Straße "Sandkaule" in Verbindung und weist auf einen tief eingeschnittenen Hohlweg, der als Zufahrt zur dort gelegenen Sandgrube diente. Neben dem Bezug zu den Kölner Malern hat "In der Höhle" weitere geschichtsträchtige Bezüge: 1580 lag hier im Haus Nr. 22 der heimliche Treffpunkt der Kölner Protestanten und 1848 wohnte Friedrich Engels "In der Höhle" Nr. 14. Ferner hatten in dieser Straße die Firmen Felten & Guilleaume (Seile) sowie Dumont (Tabak) ihren Stammsitz.
T. Nagel