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Kein Kölner auf der Barrikade

Bild der 39. Woche - 21. bis 28. September 1998

Cölner Barricade ohne Verteidiger Bleistiftzeichnung von Georg Osterwald, 25. 9. 1848, 22 x 26 cm; Kölnisches Stadtmuseum - Graph. Slg. HM 1896/35

In Köln gab es im Revolutionsjahr 1848 keine blutigen Auseinandersetzungen. Während in den meisten Städten die Kämpfe im Frühjahr stattgefunden hatten, blieb es in Köln, einem der politischen Zentren der 48er Ereignisse, relativ friedlich. Für den 24. September 1848 waren die demokratischen Vereine des Niederrheins nach Köln eingeladen worden, dieser 2. Kongreß mit Vertretern von über 70 mehr oder weniger radikalen Vereinen fand schließlich am 25. September statt. Die Behörden verfolgten dies mit Sorge, fürchteten sie doch einen Hauptschlag der "demokratisch communistischen Partei". Zur Sicherheit sollten einige Kölner Arbeiterführer verhaftet werden, aber nur zwei konnten arretiert werden, einer floh und zwei weitere wurden von ihren Anhängern befreit. Die Menschenmenge versammelte sich vor dem Haus des Arbeitervereins auf dem Altermarkt. Als sie einen Polizeispitzel entdeckte, wurde dieser arg mißhandelt. In der Zwischenzeit fuhr das Militär Kanonen auf, wodurch sich der Volkszorn noch verstärkte. In der Dämmerung begann man dann mit dem Bau von wenigstens 30 Barrikaden. Geschäfte, darunter ein Büchsenmacherladen, wurden geplündert, ohne daß die Bürgerwehr eingeschritten wäre. An manchen Orten räumten Soldaten und Bürgerwehrleute Barrikaden jedoch ab, dabei löste sich ein Schuß, es gab zwei Verletzte - die einzigen Opfer der Kölner "Septemberunruhen". So spontan, wie der Barrikadenbau erfolgt war, so planlos und unvorbereitet war die Verteidigung der Barrikaden. Das Militär hatte die Anweisung erhalten, sich zurückzuhalten, und ohne Feind zog es die Kölner eher nach Hause oder ins Wirts- oder Kaffeehaus. Und schon bald waren die Barrikaden von Soldaten und städtischen Arbeitern wieder abgebaut. Der Stadtkommandant ergriff jedoch die Gelegenheit, den Belagerungszustand zu verhängen und läutete damit das Ende der revolutionären Ereignisse in Köln ein.

R. Wagner