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Bild der 34. Woche - 17.-24. August 1998
Die nur 23,5 cm hohe Bronzefigur aus dem Bestand des Museum Ludwig ist ein Entwurf für das monumentale Denkmal des Albertus Magnus, das die Stadt Köln 1954 bei Gerhard Marcks in Auftrag gegeben hatte, um es vor der Kölner Universität aufzustellen. Gerade die auch heute noch verständliche und gültige Bildsprache dieser Skulptur führte leider dazu, daß jüngst das Denkmal an der Kölner Universität als Personifikation der Universität schlechthin verstanden und verunstaltet wurde, um einem politisch motivierten Protest Ausdruck zu verleihen. Aus diesem Anlaß ein Blick auf Dargestellten, Werk und Künstler. Albertus Magnus (eigentlich Albert Graf von Bollstaedt, geb. um 1193 in Schwaben, gest. 1280 in Köln, 1930 heilig gesprochen) trat in den 20er Jahren des 13. Jh. in den Dominikanerorden ein, promovierte 1244/45 in Paris zum Magister der Theologie und bereiste im Laufe seines Lebens in verschiedensten Missionen und Ämtern das gesamte Reichsgebiet. Zweimal arbeitete er mehrere Jahre als Lesemeister des Generalstudiums der Dominikaner in Köln, wo er durch Schiedssprüche im Streit zwischen dem Kölner Erzbischof und der Stadt starkes politisches Engagement und umfassende juristische Bildung bewies. Seine Schriften spiegeln die universale Bildung des mittelalterlichen Scholastikers wider, er forschte in allen Bereichen der Naturwissenschaft und Philosophie und setzte sich vor allem mit den Schriften des Aristoteles auseinander. Den Kölnern gilt Albertus Magnus, dessen berühmtester Schüler Thomas von Aquin war, als einer der großen Bürger des Mittelalters und geistiger Vater der 1388 gegründeten Universität. Modell und Denkmal zeigen uns jedoch nicht einen mittelalterlichen Menschen, sondern einen Gelehrten in zeitloser Kleidung und Haltung, ein Buch auf den Knien - Zeichen seiner umfassenden Studien, die Hand sinnierend oder argumentierend zum Kinn erhoben - die Geste des großen Denkers. Eine allgemeingültige Formulierung des großen Gelehrten also, die auch ausdrücklich erwünscht war, die Stadt Köln als Auftraggeber wünschte sich ein Denkmal, das "aus dem Geist der heutigen Zeit geschaffen" sei. Gerhard Marcks (1889 -1981), aufgewachsen in der Auseinandersetzung mit dem Expressionismus und den Künstlern des Bauhaus, später in der Zeit des Nationalsozialismus stark umstritten und mit Ausstellungsverbot belegt, war einer der wenigen Künstler, die auch nach dem Krieg der figürlichen Plastik treu blieben. Er schuf für die Stadt Köln unter anderem das Totenmal vor S. Maria im Kapitol. Hier wie bei dem Denkmal des Albertus Magnus gelang es ihm, das Bild des menschlichen Körpers durch Abstraktion und Konzentration auf das Wesentliche zu einem Spiegelbild der inneren Verfassung des Menschen zu machen. Das Denkmal des berühmten Theologen wurde hierdurch zu einem über die Erinnerung an die konkrete Persönlichkeit hinausgehenden Bild des engagierten Gelehrten." Weitere Informationen zur aktuellen Diskussion um die Verschandelung des Denkmals und Äußerungen von Vertretern des Fachs Kunstgeschichte auf den Seiten des Kunsthistorischen Instituts der Kölner Universität .
K. Kwastek