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Bild der 23. Woche - 6. Juni bis 12. Juni 2022
Victoria-Lichtspiele, U.T. Lichtspiele und Union-Theater – drei Namen, ein Kino. Wo heute das Radlager Nippes zu finden ist, war einst ein Kino, das 1920 gegründet, 1944 zerbombt, 1952 wiedereröffnet und schließlich 1961 endgültig geschlossen wurde. Die Geschichte des Union Theaters auf der Sechzigstraße in Nippes steht beispielhaft dafür, wie sich Krieg, Wiederaufbau und die Kinokrise der 1960er-Jahre auf viele Vorstadtkinos ausgewirkt haben.
Während des Ersten Weltkriegs mangelte es an Kohle, Strom und Arbeitskräften. Auch die Zelluloidfilme waren immer schwieriger zu bekommen, denn es herrschte kriegsbedingt ein Mangel an Rohstoffen und Materialien. Als Folge davon wurden bis Ende des Krieges eine Reihe von Kinos in Köln geschlossen und die Zahl der Lichtspieltheater sank auf 24. Trotz der schlechten Wirtschaftslage nach dem Ersten Weltkrieg stieg in Deutschland die Zahl der Kinos in den ersten Nachkriegsjahren wieder an. Allein bis 1920 gab es wieder 38 Kinos in Köln. Darunter waren die Victoria-Lichtspiele, die von Albert Brodmeyer gegründet wurden. Als Kinoinhaber war die Familie Brodmeyer nicht unbekannt, denn ihnen gehörten bereits zwei weitere Kinos in Köln-Ehrenfeld: die Union-Lichtspiele und das Monopol (später Urania). Das Kino bot mit einem Saal Platz für 400 Besucher*innen.
U.T. Lichtspiele
1935 übernahm Josef Grohé, ein Cousin des gleichnamigen Gauleiters, das Kino und eröffnete mit neuer Einrichtung und neuem Namen die U.T. Lichtspiele am Freitag, den 13. September 1935. Der Theatereingang wurde noch kurz vor Kriegsbeginn 1939 renoviert und mit Marmor verkleidet. Programm und Programmablauf, Werbung, Eintrittspreise und Betriebsführung sowie Neuzulassung von Lichtspieltheatern waren zur NS-Zeit staatlichen Kontrollen durch die Reichsfilmkammer unterstellt. Propagandafilme waren an der Tagesordnung und ausländische Importe stark eingeschränkt, damit die eigene Ideologie nicht untergraben werden konnte. In den Kriegsjahren blieben auch die Kölner Kinos nicht von Zerstörung verschont und am 8. Juli 1943 wurden die U.T. Lichtspiele zerbombt. Von den ehemals 56 Lichtspielhäusern in Köln (1940) waren nach dem Krieg gerade einmal sieben Vorortkinos funktionstüchtig (1945).
Nach dem Zweiten Weltkrieg
Die britische Militärregierung erteilte ab dem 25. Juli 1945 den Kinos Spielerlaubnisse, ohne die keine Vorführungen gezeigt werden durften. Diese waren immer nur für ein halbes Jahr gültig und auch die Vorführung von Filmen, Werbung und Plakate unterlagen einer Zensur. Maßgeblich für die Bewilligung war die bauliche Eignung, die bereits vorhandenen Kapazitäten am Ort und insbesondere der persönliche Werdegang sowie die politische Vergangenheit des Antragsstellers. Um die Entnazifizierungsverfahren der Ehemänner zu umgehen, stellten nicht selten die Ehefrauen einen Lizenzantrag. So auch die Ehefrau von Josef Grohé, dem die U.T. Lichtspiele gehörten. Er selbst erhielt zwar 1948 die Erlaubnis zum Wiederaufbau seines Kinos in der Sechzigstraße, aber die Lizenz zum Betrieb und zur Vorführung von Filmen wurde seiner Frau erteilt.
Union Theater
In den 1950er-Jahren zählte der Kinobesuch zum beliebtesten Freizeitvergnügen der Deutschen. In Köln setzte ein regelrechter Kinoboom ein, zwischen 1950 und 1956 wurden in der Stadt rund 30 Kinos neu- bzw. wiedereröffnet. Am 31. Mai 1952 öffnete das in sechsmonatiger Bauzeit durch die Salamander-Filmbühne, Dr. Sander KG., wiedererrichtete und neu benannte Union-Theater mit dem Allianz-Film »Die Diebin von Bagdad« in Köln-Nippes seine Pforten. Filmtheaterarchitekt Hanns Rüttgers, Düsseldorf, gestaltete das 600 Sitzplätze fassende Parkett-Theater, das über modern eingerichtete Vorräume und ein mit Ausstellungsvitrinen geschmücktes Foyer verfügt, in dezenten Farben und mit harmonischer Linienführung. In den 1950er-Jahren gehörte das Union-Theater zu den zahlreichen Stadtteilkinos mit Nachspielprogramm. Allerdings setzte in den 1960er-Jahren mit dem Einzug des Fernsehens ins deutsche Wohnzimmer ein großes Kinosterben ein. Das Union Theater war davon ebenfalls betroffen und musste 1961 endgültig schließen.
Eva Schoel