Farben im Mittelalter

Bild der 05. Woche - 3. Februar bis 9. Februar 2014

Die Werkstatt des Malers, Blick in die Ausstellung "Geheimnisse der Maler", Foto: H. Bachem

Zur Farbherstellung verwendete Pigmente, Blick in die Ausstellung "Geheimnisse der Maler", Foto: H. Bachem

Steinplatte mit Läufer, Blick in die Ausstellung "Geheimnisse der Maler", Foto: H. Bachem

Dieses Bild aus der Ausstellung des Wallraf-Richartz-Museums „Geheimnisse der Maler – Köln im Mittelalter“ zeigt den Blick in die Werkstatt eines Malers im Mittelalter. Vorbild war unter anderem das im Hintergrund dargestellte Bild von Nikolaus Manuel, genannt Deutsch, „Der heilige Lukas malt die Madonna“ mit einem idealisierten Werkraum. Viele Gegenstände sind auch heute noch in einem Maleratelier zu finden: die Staffelei, Malstock, Malpalette, Pinsel und Spatel. Anderes hat sich aber seit damals grundlegend verändert, wie die Herstellung der Farben – ein Arbeitsschritt ist im Hintergrund rechts dargestellt.

Heute kauft man Malfarben gebrauchsfertig und lange haltbar in Tuben. Zu der Zeit, als dieses Bild entstand, mussten die Farben in mehreren Schritten jeweils frisch zubereitet werden. Zudem kann der Künstler heute aus vielen Farbtönen wählen, während dem Maler des Mittelalters gerade mal ein Duzend zur Verfügung stand.

Ausgangsmaterial für die Herstellung von Malfarben sind unlösliche Pigmente. Das Bild rechts (Bild 2) zeigt die Pigmente, die den Malern des Mittelalters zur Verfügung standen. Das sind zum einen in der Natur vorkommende Mineralien, wie Ocker oder das kostbare Ultramarinblau – der Edelstein Lapislazuli wurde aus Afghanistan, von jenseits des Mittelmeeres (daher auch Ultramarin genannt), importiert und mit Gold aufgewogen. Zum zweiten künstlich hergestellte Pigmente wie Blei-Zinn-Gelb oder das hochgiftige Bleiweiß, das viele gravierende Krankheiten bei den Malern und Mitarbeitern der Werkstatt auslösen konnte und deshalb heute verboten ist. Dazu kamen die sogenannten Farblacke, die insbesondere das Spektrum der Rottöne erweiterten. Ein löslicher Farbstoff wird aus Pflanzen (Krapp) oder Blattläusen (Kermes) extrahiert und dann an feste Stoffe gebunden, um unlösliche Pigmente zu erhalten.

Die Rohstoffe für die Pigmente waren zum Teil in Apotheken zu kaufen, zum Teil wurden sie von speziellen Händlern vertrieben.

Die in mehr oder weniger grober Form vorliegenden Pigmente wurden nun zerkleinert und im Mörser zu einem feinen Pulver vermahlen. Jedes Pigment hat für die Farbherstellung eine optimale Korngröße, die derjenige, der die Farben anrieb, berücksichtigen musste.

Hatte man das Farbpulver hergestellt, musste es nun mit Bindemitteln zu einer vermalbaren Paste verbunden werden. Als Bindemittel wurden trocknende Öle, wie Lein- oder Walnussöl und Emulsionen aus Ei, Öl und Wasser benutzt. Diese Bindemittel konnten nun nicht einfach mit den unlöslichen Pigmenten verrührt werden, sondern Pigmentpulver und Bindemittel mussten aufwändig auf einer Steinplatte mit Hilfe des sogenannten Läufers miteinander verrieben werden, (Bild 3) damit jedes Pigmentkorn ganz von dem Bindemittel umhüllt war. Nur so konnte eine geschmeidige Malfarbe hergestellt werden, die die benötigte Leuchtkraft und Farbtiefe besaß. Auch hier war viel Erfahrung und Sorgfalt nötig, während die eine Farbe durch zu vieles Reiben an Leuchtkraft verlor, konnten andere Farbe nicht genug gerieben werden.

Die so hergestellten Farben wurden nun entweder zum sofortigen Gebrauch in kleine Muschelschalen gefüllt oder zur kurzzeitigen Aufbewahrung in kleine Blasen aus Tierhaut gefüllt.

H. Bachem