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Bild der 32. Woche - 6. bis 12. August 2012
Eine junge Frau, den Kopf auf den linken Arm gestützt, wird von ihrer Lektüre abgelenkt und blickt seitlich aus dem Bildraum heraus. Sie hält ein offenes Buch oder eine Broschüre in ihrer Rechten, das herabgerutschte Kleid gibt den Blick auf Schulter und Brust frei. Das anmutige Gesicht ist mit Pinselstrichen, dünnem Lavis und etwas rosa Pastellkreide farbig durchgearbeitet und plastisch modelliert. Zusammen mit dem in schwarzer Kreide schraffierten, mit dünnem Strich zusätzlich umrandeten ovalen Bildausschnitt lässt die Konzentration auf das Gesicht der jungen Frau unschwer erkennen, dass es sich bei dieser Zeichnung von Johann Anton de Peters (1725-1795) um die Vorstudie für ein Brustbildnis handelt. Bewegter als das Gesicht ausgeführt ist die nach hinten gesteckte Frisur mit Blumen im Haar, aus der sich Locken gelöst haben, während die anderen Partien flüchtiger angedeutet sind. Dabei verliert sich die Plastizität der mit weißer Kreide gehöhten und in Rötel schattierten Arme im Geflatter der mit schwarzer Tusche darüber gelegten Korrekturen, denen sich die überaus lebendige Wirkung der Zeichnung verdankt. Peters korrigierte in roter Kreide wie mit dem Tuschpinsel mehrfach den Neigungswinkel des in der Hand gehaltenen Buches und die Stellung ihres linken Ellenbogens. Gerade der momenthafte Eindruck verdankt sich also nicht der raschen Wiedergabe einer Beobachtung, sondern einem schrittweisen künstlerischen Arbeitsprozess. Zusammen mit der Gefälligkeit des Motivs und der ungewöhnlichen Bandbreite zeichnerischer Mittel, die Peters gleichzeitig zur Anwendung brachte, ist das Ergebnis ein „Rokokomotiv in reizvoll skizzenhafter Ausführung“ (Uwe Westfehling).
H. Ohls