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Bild der 51. Woche - 22. bis 29. Dezember 2003
Im Laufe der Jahrhunderte wurde der Inhalt des Weihnachtsfestes nicht selten durch allerlei "Beiwerk" verunklart, da die Schilderung des Evangelisten Lukas die Geburt des Erlösers wohl in zu knappen Worten schildert (Lk Kap. 2,6f): Und es geschah, als sie [Maria und Joseph] dort waren, wurden ihre [Maria] Tage erfüllt, daß sie gebären sollte; und sie gebar ihren erstgeborenen Sohn und wickelte ihn in Windeln und legte ihn in eine Krippe, weil in der Herberge kein Raum für sie war. Die Menschen wollten jedoch auch etwas darüber wissen, wie die Geburt verlief, ob Hebammen zugegen waren, wie Joseph das Kind versorgte, u.a.m. Antworten auf diese Fragen fanden die Gläubigen in Schriften, die nicht zum Neuen Testament gehörten (s. hierzu BdW 51/1999 oder BdW 52/2001 ) wie z. B. dem Text des Pseudomatthäus. Begebenheiten wie die Anbetung der Hirten oder – wie auf unserem Bild – die Anbetung der Heiligen Drei Könige werden dagegen von den Evangelisten selbst berichtet (s. LK 2,8ff . und Mt 2,1ff. ) Unser Blatt aus dem Besitz des Kölner Stadtmuseums trägt eine "Verunklarung" der Weihnachtsbotschaft eigener Art: Dieser Kupferstich ist ein sogenannter Anrührzettel, d. h. diese Darstellung der Anbetung des Christuskindes durch die Heiligen Drei Könige wurde an den Kölner Schrein mit den Gebeinen der Heiligen Drei Könige gehalten und erlangte durch diese Berührung "heilende Kräfte". Er könne Kopfschmerzen, Fallsucht und einen plötzlichen Tod abwenden oder Reisende schützen, schrieb der Kölner Jesuit Hermann Crombach in seiner 1672 erschienenen Schrift über die Verehrung und Darstellung der Heiligen Drei Könige. über die heilende Kraft informiert jedoch ebenfalls der Text am unteren Rand des Blattes in lateinischer und deutscher Sprache: " Bey sich getragen ist guett fur die Reysende, haub pein, fallende Kranckheit Zauberey und jähen todt ". Unser Blatt weicht in mehrfacher Hinsicht von den üblichen Anrührzetteln ab. So ist es mit 38 x 23 cm deutlich größer als ein "Zettel" und als die übrigen Anrührzettel. Das bedeutet, es eignete sich auch als Wandschmuck. Vermutlich hat eine derartige Verwendung dazu beigetragen, daß der Kupferstich erhalten blieb und nicht durch den Gebrauch mit der Zeit verschlissen wurde. Auffallend ist ferner, daß unter dem Hauptbild eine weitere, mit einer separaten Druckplatte angefügte Darstellung zu sehen ist, das Panorama der Stadt Köln vom rechten Rheinufer aus. Neben der Bedeutung als Berührungsreliquie sollte die Darstellung so auch den Ruf der Stadt mehren, indem diese Verbindung von Stadtansicht und Drei-Königen-Darstellung auf den Hauptort der Drei-Königen-Verehrung hinweist. Das Motiv des Königs, der sein Weihrauch-Geschenk nicht in einem Gefäß darbringt, sondern das Weihrauchfaß mit brennendem Weihrauch schwenkt, geht auf Gemälde von Peter Paul Rubens zurück, so etwa auf ein Gemälde im Louvre oder ein weiteres in Antwerpen (s. kleines Bild). Die Verbindung von einer Darstellung der Heiligen Drei Könige und des Panoramas der Stadt Köln findet man zum ersten Mal 1531 bei Anton Woensam (s. kleines Bild).
T. Nagel