Darstellungen der Geburt Christi

Bild der 52. Woche - 22. bis 29. Dezember 1997

Gerrit van Honthorst, um 1622, Wallraf-Richartz-Museum, Köln, WRM 2122, Leinwand 164 x 190 cm
 
Westfälischer Maler um 1370/1380, Wallraf-Richartz-Museum, Köln, WRM 352, Eichenholz, ca. 60 x 62 cm
Älterer Meister der Heiligen Sippe, um 1420, Wallraf-Richartz-Museum, Köln, WRM 59, Eichenholz 43 x 41 cm
Meister von St. Sigmund, um 1440, Wallraf-Richartz-Museum, Köln, WRM 752, Nadelholz, 89 x 72,5 cm
Norddeutscher Maler, Ende des 15. Jahrhunderts, Wallraf-Richartz-Museum, Köln, WRM 754, Eichenholz 119,5 x 72 cm
Nach Hieronymus Bosch, 2. Hälfte des 16. Jahrhunderts, Wallraf-Richartz-Museum, Köln, WRM 474, Eichenholz 105,5 x 84,5 cm
Giuseppe Bazzani, um 1760, Wallraf-Richartz-Museum, Köln, WRM 2403, Leinwand 117 x 90,5 cm

Zumindest seit dem 4. Jahrhundert findet man in allen Epochen der abendländischen Kunstgeschichte Gemälde mit dem Thema der Geburt Christi. Die Vielfalt der Darstellungen ist dabei nicht allein durch die verschiedenen Kunststile geprägt, es bildeten sich darüber hinaus im Laufe der Jahrhunderte unterschiedliche Themenverbindungen und Darstellungsformen heraus. Man findet Werke, welche die Geburt Christi in einem Stall oder in einer Höhle darstellen. Manchmal wurden Ochs und Esel hinzugefügt, manchmal fehlt Josef. Bei bestimmten Bildern liegt das Christuskind in der Krippe oder es sitzt auf dem Schoß der Mutter. Manchmal liegt es auf einem auf dem Boden ausgebreiteten Tuch. Die Darstellung der Geburt Christi zu nächtlicher Stunde ermöglichte eine besondere Berücksichtigung des Lichtes (Christus - das Licht der Welt), die Darstellung bei Tageslicht betonte die theologische Aussage des Themas oder bezog weitere Szene mit ein, etwa die Bereitung des Essens oder des Bades für das Kind durch Josef. Einige Gemälde zeigen neben den Hauptbeteiligten kaum weitere Personen, andere sind reich an Tieren und Figuren wie z. B. die Hirten mit ihren Herden. Zu bestimmten Zeiten der Kunstgeschichte herrschte eine Darstellungsform vor, welche streng genommen statt der Geburt Christi die Anbetung des Christuskindes durch seine Eltern zeigte. Wenn auch die Stärke der dargestellten Gefühle von Zeit zu Zeit und von Bild zu Bild schwankt, so haben alle Darstellungen jedoch gemeinsam, daß sie freudige Ehrfurcht ausstrahlen. Westfälischer Maler um 1370/1380, Wallraf-Richartz-Museum, Köln, WRM 352, Eichenholz, ca. 60 x 62 cm Dieses Bildfeld des sogenannten Osnabrücker Altares zeigt die Geburt Christi in einer für unsere Augen ungewohnten Weise: Maria liegt auf einem Bett mit dem Kind im Arm, Josef sitzt abseits unter dem Dach des Stalles. In dieser Darstellungsweise zeigt sich noch der Einfluß der byzantinischen, also der ostchristlichen Malerei. Die unechte Perspektive des Stalles und die nicht realistischen Größenverhältnisse zwischen Architektur und Personen sind in dieser Form Kennzeichen des Malstils Ende des 14. Jahrhunderts. Älterer Meister der Heiligen Sippe, um 1420, Wallraf-Richartz-Museum, Köln, WRM 59, Eichenholz, 43 x 41 cm Diese Darstellung der Geburt Christi entstand in Köln zu einer Zeit, in welcher die Malerei Westeuropas zum ersten Mal von einer alle Kunstzentren gleichermaßen beeinflussenden Malweise geprägt war: weiche Formen z. B. in den Gewändern, leuchtende Farben, lieblicher Bildausdruck. Das Gemälde ist Teil eines Altares, der ursprünglich für das Hospital St. Heribert in Köln gemalt wurde. Meister von St. Sigmund, um 1440, Wallraf-Richartz-Museum, Köln, WRM 752, Nadelholz, 89 x 72,5 cm Diese Tafel gehört mit der Darstellung der Geburt Christi zum rechten Innenflügel eines Marienaltars. Der Meister von St. Sigmund ist uns heute namentlich nicht bekannt. Man kann ihn jedoch anhand weiterer Werke für die Zeit zwischen 1426 und 1450 im Südtiroler Raum nachweisen. Erzählerisch schildert er, wie Josef das Essen für Maria und das Kind bereitet ("Pflegevater"), während Maria Christus verehrt. Norddeutscher Maler, Ende des 15. Jahrhunderts, Wallraf-Richartz-Museum, Köln, WRM 754, Eichenholz, 119,5 x 72 cm Dieses Bild stellt die Geburt Christi in der Form der Anbetung des Kindes dar, wie sie auf eine Vision der Heiligen Birgitta von Schweden zurückgeht: Birgitta sah die Gottesmutter in weißem Kleid und mit herabhängendem Haar, kniend vor dem nackten Kind, das von Strahlen umgeben war. Nach Hieronymus Bosch, 2. Hälfte des 16. Jahrhunderts, Wallraf-Richartz-Museum, Köln, WRM 474, Eichenholz, 105,5 x 84,5 cm Die Zuschreibung des Gemäldes an den in Herzogenbusch geborenen Maler Hieronymus Bosch (um 1450 - 1516) ist nicht ganz gesichert. Auffallend ist der Hirte, welcher über den Esel hinweg auf das Kind zu Blicken sucht. Richtige Frömmigkeit scheint nur vor der Mauer vorhanden zu sein, bei Maria und Josef sowie bei Ochs und Esel. Die Elster rechts ist wohl Symbol der Neugier und Schwatzhaftigkeit. Gerrit van Honthorst, um 1622, Wallraf-Richartz-Museum, Köln, WRM 2122, Leinwand, 164 x 190 cm Der aus Utrecht stammende Maler Gerrit van Honthorst (1590 - 1656) fügte der Darstellung der Geburt Christi das Thema Anbetung der Hirten hinzu. Ohne Stall oder Landschaft konnte er so allein mit Hilfe einer Personengruppe eine intime, enge Komposition schaffen. In der Heiligen Nacht versammeln sich Maria, Josef, Engel, Hirten und Tiere um die Krippe mit dem Kind, welches selbst als Quelle des Heiles die Quelle des Lichtes ist. Giuseppe Bazzani, um 1760, Wallraf-Richartz-Museum, Köln, WRM 2403, Leinwand, 117 x 90,5 cm Giuseppe Bazzani (1690 - 1769), der Zeit seines Lebens in seiner Heimatstadt Mantua arbeitete, verband die Darstellung der Geburt Christi mit innigen, fast schon dramatischen Gesten. Maria, Josef und die Hirten sind vom Geschehen ergriffen. Quelle des Lichtes ist in diesem Bild sowohl das Christuskind (Widerschein auf den Gesichtern der Personen) als auch ein Lichtstrahl vom Himmel, wie man an der Beleuchtung der Engelgruppe erkennen kann. Mit dieser Lichtkomposition wird auf die göttliche Herkunft des Kindes hingewiesen. Das ursprünglich ovale Gemälde wurde später zum Rechteck erweitert.

T. Nagel