Aus dem „Simplizissimus“ |
Blut und
Gene: „Verseuchung“, „Vernegerung“
Die seit den Kreuzungsversuchen des österreichischen
Augustinermönchs Gregor Mendel (1822-1884) begründete
Vorstellung, der zufolge „minderwertige Rassen“ bei
Kreuzung mit „höherwertigen“ deren Niveau herabsetzen,
war seit Beginn des 20. Jahrhunderts unter Ärzten und Anthropologen
sehr verbreitet und galt noch bis mindestens Ende der dreißiger
Jahre auch den meisten Genetikern in Europa und Amerika als Axiom.
Die auf dieser Grundlage behauptete Möglichkeit einer „Bastardisierung“
der „nordischen Rasse“ durch Einmischung „minderwertigen”
Bluts beherrschte seit der Jahrhundertwende die wissenschaftliche
Diskussion über die Rassenhygiene, an der sich nicht nur
national-völkisch Interessierte, sondern auch viele Personen
aus liberaleren Kreisen der deutschen Gesellschaft beteiligten.
Sie alle glaubten mehr oder weniger daran, dass „Rassenvermischung“
schädlich sei, und man deshalb jede Aufnahme von „Bastardblut“
verhindern müsse. Die im Zusammenhang mit dem „Kampf
gegen die schwarze Schmach“ penetrant wiederholte Behauptung,
dass deutsche Frauen und Mädchen in großer Zahl Opfer
schwarzer Vergewaltigungstäter wurden, erscheint vor diesem
Hintergrund als ein Teil der dann von den Nazis systematisch betriebenen
„wissenschaftlich“ begründeten „Rassenhygiene“.
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