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Bild der 23. Woche - 4. Juni bis 10. Juni 2018
Ein wichtiger Sieg für die städtische Freiheit der Bürger Kölns - aber nicht nur für sie. Im Norden der Stadt auf der Fühlinger Heide kam es am frühen Morgen des 5. Juni 1288 zu einer Entscheidungsschlacht. Das Heer des Erzbischofs von Köln unterlag letztlich dem Herzog Johann I. von Brabant. Unter den Gegnern des Kirchenfürsten befanden sich die Kölner Bürger. Es war das kriegerische Finale eines lange zuvor entstandenen Konflikts.
Der Erzbischof von Köln war damals geistliches und weltliches Oberhaupt der Stadt. Somit verfügte er über absolute Herrschaftsgewalt. Die Bürger Kölns rebellierten zuerst erfolglos gegen die weltliche Macht des Bischofs und verlangten nach mehr Autonomie. Im Jahr 1262 erstürmten sie den Bayenturm und vertrieben in den folgenden Jahren den Erzbischof aus der Stadt. Auch seine Rückkehr 1268 wurde durch die Schlacht an der Ulrepforte verhindert. Endgültig entschieden wurde der Konflikt dann in der Schlacht bei Worringen. Doch es war keine rein kölnische Angelegenheit.
Anlass dieser Auseinandersetzung war ein Streit um die Erbnachfolge im Herzogtum Limburg, einer mächtigen Herrschaft am Niederrhein. Die Grafen Reinald von Geldern und Adolf von Berg stellten beide Besitzansprüche an das Herzogtum. Es gelang ihnen, Verbündete unter dem rheinischen Adel zu finden. Die Hauptkontrahenten im Erbfolgestreit waren auf der einen Seite Reinald von Geldern und der Erzbischof von Köln, Siegfried von Westerburg, und auf der anderen Seite Graf Adolf von Berg, Herzog Johann von Brabant und die Kölner Bürger. Letztere befürchteten, dass der Erzbischof durch einen Sieg seine Vormachtstellung am Niederrhein vergrößern und ihnen ihre zuvor erstrittenen Rechte und Freiheit wieder nehmen würde.
10-12.000 Männer standen sich bei Worringen gegenüber. Schnell unterlief dem Erzbischof ein taktischer Fehler, der beinahe zu Auflösung seiner Formation führte. Gegen Mittag entwickelte sich die Schlacht zu blutigen Einzelkämpfen. Bergische Bauern und Kölner Bürger schlugen auf alles ein, ohne dabei Freund und Feind zu unterscheiden. Die Schlacht dauerte mehrere Stunden und endete mit der Gefangennahme des Erzbischofs. Er wurde nach Schloss Burg an der Wupper gebracht. Seine Männer fanden in der Schlacht den Tod, nach heutigen Schätzungen über 1.800.
Der Sieg hatte weitreichende Folgen. Für Köln bedeutete er die Unabhängigkeit vom erzbischöflichen Stadtherrn und damit den Weg zur Freien Reichsstadt. Offiziell erfolgte die Ernennung erst 1475 durch Kaiser Friedrich III. Die bergischen Bauern wurden von "ihrem" Grafen Adolf von Berg belohnt. Ihr Dorf an der Düssel wurde zur Stadt erhoben: Düsseldorf. Schließlich legte der Sieg Johanns I. von Brabant den Grundstein für die Zukunft der Niederlande, denn Brabant erlangte damit eine zentrale Machtposition in Nordwesteuropa.
Genau den Moment des Sieges hält das Historienbild des belgischen Malers de Keyser fest: Der Graf reitet auf seinem Schimmel den Besiegten entgegen. Es handelt sich um eine verkleinerte Version eines Gemäldes, das 1831 seinen Platz im Brüsseler "Palais de la Nation" fand - jenem Ort, an dem die Volksvertretung des 1830 gegründeten Staates Belgien ihren Sitz hatte.
Auch heute noch sind die Ereignisse, die bei Worringen stattfanden, bekannt. So widmete die Kölner Band Bläck Fööß der „Schlacht bei Worringen“ ein gleichnamiges Lied. Außerdem wird die gepflegte Rivalität zwischen Düsseldorf und Köln auf diese Schlacht zurückgeführt. Ausgelebt wird die Fehde heute noch, nicht nur im Fußball, sondern mitunter auch im alltäglichen und kulturellen Leben der Kölner und Düsseldorfer.
S. Kirsch