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Der Tod des Saloninus

Bild der 10. Woche - 9. März bis 15. März 2015

Büste des Saloninus (?) aus blauem Glas. H 8,3 cm, Inv. N 157 (Foto: RBA)

Bedingt durch ihre Lage am Rheinlimes, also an der Grenze des Imperium Romanum, war die Colonia Claudia Ara Agrippinensium, das römische Köln, nur selten Schauplatz bedeutender historischer Ereignisse. Eine Ausnahme bilden die unruhigen Jahre um 259/60 n. Chr. In dieser Zeit bedrohten die Germanenstämme der Alamannen und Franken das römische Reich. Um der Gefahr zu begegnen kam der regierende Kaiser Gallienus persönlich in die gefährdete Provinz. In seiner Begleitung befand sich auch sein Sohn, der junge Prinz Saloninus. Als Hauptquartier und Residenz diente ihnen Köln. Auf die Nachricht von schweren Germaneneinfällen an der Donau und in Oberitalien verließ Gallienus die Stadt und setzte seinen Sohn dort als Stellvertreter ein.

Als die militärische Situation wenig später auch in Niedergermanien immer bedrohlicher wurde, riefen die Truppen ihren Feldherrn Postumus zum Augustus und somit de facto zum Gegenkaiser aus. Dieser belagerte daraufhin den in Köln zurückgebliebenen Saloninus. Obwohl auch der Prinz inzwischen den Kaisertitel angenommen hatte, ereilte ihn bald ein trauriges Schicksal. Im Herbst des Jahres 260 lieferte die Kölner Bevölkerung den Glücklosen an Postumus aus, der ihn hinrichten ließ. Als Folge dieser Ereignisse entstand das sogenannte Gallische Sonderreich, in dem große Teile der Nordwestprovinzen für die Dauer von rund 15 Jahren von Rom unabhängig wurden. Erst Aurelian, dem Nachfolger des Gallienus, gelang es, das Reich wieder zu vereinen.

Besonderes Interesse verdient in diesem Zusammenhang eine kleine Bildnisbüste im Römisch-Germanischen Museum der Stadt Köln (Inv. N 157). Sie wurde 1934 zusammen mit der reichen Sammlung des Konsuls Niessen erworben und soll nach Angaben eines Kunsthändlers an der Ecke Zeughausstraße/Auf dem Berlich, also im Norden des römischen Köln gefunden worden sein. Das singuläre Meisterwerk besteht aus opakem, d. h. undurchsichtigem, azurblauem Glas. Es zeigt das Brustbild eines Knaben mit vollen Wangen und einem ausgeprägten Doppelkinn. Bekleidet ist er mit einem reich bestickten Gewand, der toga contabulata, deren sorgfältig geordnete Falten fast brettartig über den Körper gelegt sind. Die genaue Funktion der Büste ist unbekannt, doch dürfte es vermutlich als kaiserliches Geschenk gedient haben.

Die Datierung der Büste war lange umstritten. Früher nahm man meist eine Entstehung im frühen 4. Jahrhundert n. Chr. an. Zuletzt aber wurde durch Vergleiche mit Münzbildern eine weitgehend überzeugende Identifizierung als Saloninus und damit eine Datierung in die Zeit von 258 - 260 n. Chr. vorgeschlagen. Die gläserne Büste wäre damit das einzige bis heute erhaltene, rundplastische Portrait des unglücklichen Prinzen und ein überaus wertvolles archäologisches Zeugnis für die politischen Ereignisse dieser Jahre.

N. Franken